Von Stephan Orendi (PKM)
Du machst ein Erasmus- Semester in Montpellier? Herzlichen Glückwunsch! Auf dich wartet eine wunderschöne Stadt mit vielen kulturellen Angeboten und interessanten Menschen. Ganz in der Nähe gezeitet das Mittelmeer und du hast auch sonst die Möglichkeit, viele hübsche Reiseziele in der Umgebung kennen zu lernen. Neben aller Freude, warten auf dich natürlich auch organisatorische Sorgen und Probleme. Ich habe in Montpellier sechs Monate während des WS 08/09 verbracht und blicke mit Wehmut auf diese prägende Zeit im Süden Frankreichs zurück.
Place de la Comédie- hier trifft sich Montpellier.
Unterbringung
Nahezu alle Erasmus- Studenten haben die Möglichkeit, sich online für einen Platz im Wohnheim zu bewerben. Sofern du rechtzeitig alle Unterlagen einreichst- das heißt so zwei-drei Monate vorher-, hast du eine gute Chance ein Zimmer zu bekommen. Du hast die Möglichkeit zwischen einem Chambre Simple und einem Chambre Renovée zu wählen. Das Chambre Simple kostet abzüglich des französischen Wohngeldes (CAF), das eigentlich jeder Student bekommt, etwa 90 Euro. Es gibt allerdings keinen Kühlschrank und kein Internet. Diesen, in meinen Augen notwendigen Komfort, bekommst du für etwa 30 Euro mehr pro Monate. Außerdem ist das Chambre Renovée auch viel ansehnlicher. Ach ja, noch einmal zurück zum Internet. Du bekommt hierfür ein Passwort vom Sekretariat des Wohnheims zugeteilt, allerdings ist die Voraussetzung hierfür, dass du bereits im Besitz einer Immatrikulationsbescheinigung der dortigen Universität bist- eine Wartezeit von ein paar Tagen wird sich nicht vermeiden lassen.
Sofern du an der Université Paul Valery studierst, empfehle ich dir die Wohnheime Boutonnet oder Triolet (jedenfalls liegen diese beiden in der Nähe der Universität). Wenn du dich online beworben hast, solltest du deine Anreise so planen, dass du an einem Tag ankommst, an dem das Sekretariat des Wohnheims besetzt ist- so vermeidest du unnötige Komplikationen. Falls du noch nicht so gut Französisch sprichst und nervös bist: kein Problem! Frag in Ruhe nach, um alle Informationen zu verstehen. Meines Wissens gibt es in den meisten Wohnheimen Waschräume, Fahrradständer und ein kleines Bistro. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Straßenbahn- Stationen dicht an den Wohnheimen liegen.
Solltest du aus irgendwelchen Gründen nicht im Wohnheim unterkommen (sei es, dass es keine Plätze megr gibt; sei es, dass du lieber in eine WG ziehen möchtest), würde ich dir anraten mind. vier Wochen vor Semesterbeginn nach Montpellier zu reisen. Es gab zu Beginn meines Semesters diverse Studenten, die an der Wohnungssuche ein bisschen verzweifelt sind und deshalb nur sehr schleppend ins Semester starten konnten.
Kurz: Mach dir keinen Stress, aber organisiere dir eine Unterkunft im Vorfeld. Ein Platz zum Schlafen in einer fremden Stadt ist das A und O.
Vor Beginn des Semesters
Natürlich ist das ganze Hin- und Herschicken von Dokumenten eine recht trockene Angelegenheit. Vergiss nur nicht, dich auch online auf der Seite der Université Paul Valery einzuschreiben, nachdem du eine Zusage für dein Semester erhalten hast (über die Online- Einschreibung wirst du auch in den dir zugesendeten Dokumenten noch informiert). Aber schauen wir einen Schritt weiter. Wie baut man sich möglichst schnell eine kleine Infrastruktur für das Leben im Süden auf? Ich würde dir vier Dinge ans Herz legen:
1.)Gehe zunächst ins Erasmus- Büro und mach dich bekannt mit deinem Sachbearbeiter. Er oder Sie wird dir sicher einige Tipps und Tricks mit auf den Weg geben für die ersten Wochen in Montpellier. An der Université Paul Valery befand sich das Erasmus- Büro bisher im Gebäude L (Les Guilhem); auch im Plan Campus (unten) zu finden oder direkt auf der Seite der Université Paul Valery.
a.) Plan Campus: http://www.univ-montp3.fr/filemanager/presentation/plan_campus.pdf
b.) Wo ist die Université Paul Valery in Montpellier? http://www.univ-montp3.fr/filemanager/presentation/plan_acces.pdf
Frag im Erasmus-Büro am besten, ob du bereits eine vorläufige Immatrikulationsbescheinigung bekommen kannst (natürlich musst du bei diesen ersten Besuchen im Erasmus-Büro immer deine Unterlagen mitnehmen, d.h. Bescheinigungen deiner Universität, Personalausweis, Fotos etc.- für weitere Informationen siehe unten). Diese brauchst du für 2.) um eine Wohnheimsbestätigung zu bekommen, sodass du Auskunft über deinen Wohnsitz geben kannst und auch schon einen Internet-Zugang beantragen kannst beim Sekretariat. 3.) Eröffne ein Konto- ich empfehle hierbei die BNP Paribas, diese Bank hat viele Filialen und ist recht günstig, was die Kontoführungsgebühr betrifft. Mir hat es sehr geholfen, dass ich mein deutsches Konto internetfähig gemacht habe (also Online- Überweisungen möglich waren), so konnte ich mir jederzeit unkompliziert Geld auf das französische Konto senden. 4.) Kauf dir ein S-Bahn Ticket für ein Semester. Der Preis hierfür beträgt in etwa 40 Euro. Selbst, wenn man nicht gern mit der Straßenbahn fährt: die Einkaufsgeschäfte befinden sich in Frankreich sehr häufig am Stadtrand, man gelangt mit der Straßenbahn am leichtesten dorthin.
Achtung! In den vorliegenden Situationen solltest du immer Kopien deines Personalausweises bei dir haben, eine Versicherungsbestätigung, eine Bestätigung eurer Universität, Fotos und vielleicht auch Kopien von eurer Kontokarte (ich glaube bei der Bank brauchte man das).Auf diese Weise ersparst du dir unnötiges Laufen!Für den Kauf des S-Bahn Ticketa, deshalb habe ich es als letzte Position aufgeführt, brauchst du außerdem eine Bestätigung deiner Universität und deines Wohnheims.
Universität und Lehre
Ich berichte hier in erster Linie vom Philosophie- Institut, zu finden im Batîment A, ganz oben (Master im Batîment H, erstes Stockwerk). Es ist großartig. Alle Dozenten sind sehr freundlich, überaus kompetent und gestalten einen interessanten Unterricht. Natürlich ist das französische System etwas verschulter als unser Lehrbetrieb, aber es kann einem trotzdem sehr gut gefallen. Um einen Leistungsnachweis zu bekommen, muss man mehr arbeiten als in Hildesheim. Ein Modulabschluss umfasst nicht selten ein Referat und eine Klausur, vielleicht zwei. Die hineingesteckte Energie wird sich jedoch nicht nur positiv auf deine fachlichen Kenntnisse auswirken, sondern auch im Bereich der Sprachfähigkeit eine Wirkung zeigen. Ich würde mich nicht scheuen, auch in viele andere Kurse hineinzuschnuppern, einfach aus Interesse- diese kannst du dir dann zum Beispiel als Schlüsselqualifikationen anrechnen lassen.
Hier noch ein Rat: ich habe mir in Frankreich ein Aufnahmegerät gekauft. Hiermit habe ich alle Kurse aufgezeichnet und diese zu Hause nachgearbeitet. Das war zwar sehr zeitaufwendig, aber hat mir sehr geholfen. Ich kann diesen Schritt also nur empfehlen. Achte allerdings darauf, dass das Aufnahmegerät in Stereo Qualität aufnehmen kann und auf mind. 30.000 Hertz aufzeichnet, ansonsten ist das Nachhören eher ein Nachknistern. Der Preis für ein solches Aufnahmegerät beträgt 180 Euro. Das ist sicher viel Geld, diese Anschaffung kann man danach aber weiter nutzen.
Kosten generell
Frankreich ist teurer als Deutschland, ohne Frage. Allerdings kann man auch hier Kosten sparen. Die wenigen Einkaufsläden in der Innenstadt sind maßlos überteuert, nimm lieber den Weg auf dich und fahre am Wochenende ein bisschen weiter zum ED (Haltestelle Hauts de Massane) oder zu Leader Price (Haltestelle Saint Paul). Natürlich sind dies nicht die einzigen Möglichkeiten! Um zu wissen, in welchem Teil von Montpellier ihr die beiden genannten Geschäfte findet, füge ich eine Übersicht des Straßenbahn- Netzes hinzu:
http://www.montpellier-agglo.com/tam/page.php?id_rubrique=34
Hier gehst du unten auf der Seite auf: Plan du réseau Tramway
Ein wunderbares Café in der Innenstadt von Montpellier.
Genehmige dir, statt teuer einzukaufen, lieber ab und zu einen Café au Lait in der Innenstadt- die Auswahl an Cafés ist groß.
Wenn du gern ins Kino gehst (in der Nähe der Universität ist ein sehr gutes), kannst dir hierfür einen Kulturpass kaufen,
der ist dann auch für Theater, Museen etc. gültig.
Umgebung und Kurzreisen, Studentenleben
Ganz klar: kauf dir ein Fahrrad (hierfür empfehle ich dir den Flohmarkt in Mosson- jeden Sonntagvormittag in Mosson- auch Haltestelle, nicht zu verfehlen). Für ein gutes Fahrrad solltest du nicht mehr als 50 Euro bezahlen. Du hast ebenfalls die Möglichkeit dir ein Fahrrad in der Innenstadt von Montpellier zu kaufen, zwischen der Haltestelle Place Albert 1er und Louis Blanc gibt es einen Fahrradhändler. Mit einem Fahrrad befreist du dich nicht nur von den Straßenbahn-Fahrzeiten, sondern du kannst auch die Region um Montpellier über die Grenzen der Stadt hinaus erkunden. Die Peripherie Montpelliers ist traumhaft schön, vor allem in den umliegenden Dörfern kann man den Charme des französischen Südens spüren. Diese Entdeckungsreise muss natürlich nicht nur mit dem Fahrrad passieren. Auch existiert eine hervorragende Bus- Infrastruktur. Du kannst dir ein Busticket kaufen (wenn du viele Trips mit dem Bus unternehmen willst, gibt es günstigere Karten) und dich im „Guide Vert“ (franz. Reiseführer) nach Wanderwegen umschauen. Die Natur in dieser Gegend ist einmalig, für ein Wandererherz unvergesslich. Der Mittelmeerstrand war mir persönlich immer viel zu voll, deswegen habe ich mich an ruhigere Orte „zurückgezogen“. Im November, Dezember allerdings ist die Hauptsaison vorüber und man kann ausgedehnte Spaziergänge im zumeist noch warmen Sand genießen. Wenn du lieber mit Zug unterwegs bist, lohnt sich die Carte 12- 25. Sie hat den Stellenwert einer Bahncard 50 und kostet ca. 60 Euro. Dieser Preis rentiert sich bereits nach 2-3 Fahrten nach Paris (wohin du zwangsläufig fährst, wenn du zurück nach Deutschland möchtest). Zwar werden auch vom Asso-Erasmus viele Trips in größere Städte angeboten, aber das in meinen Augen sehr kostenintensiv. Über das Studentenleben kann ich dir leider nicht viel berichten, da ich nur ein einziges Mal in einem Club war. Es gibt jedoch viele, viele Angebote.
Am Mittelmeer, 25 min von der Innenstadt entfernt.
Un sentiment montpellierien.
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FAZIT
Montpellier steckt voller Möglichkeiten. Dein Aufenthalt ist, was du daraus machst. Ich würde versuchen ein gutes Mittelmaß zwischen privatem Interesse und Studium zu finden, beide Bereiche haben während eines Ausland-Aufenthaltes ihre Berechtigung. Da es in Montpellier viele Erasmus- Studenten gibt, sollte es nicht allzu schwer sein neue Kontakte zu knüpfen. Hierfür eignet es sich, einen Sprachkurs beim Pôle Universitaire zu absolvieren oder einen Tandem- Kurs zu besuchen (Anmeldung bei Frau Hillesheim, zu finden im Batîment C, im Institut für LLCE, bzw. LEA). Ich glaube, dass du ein ganz besonderes Frankreich kennen lernen kannst in und um Montpellier. Es kommen viele verschiedene Kulturen zusammen, es werden viele verschiedene Sprache gesprochen und das bei viel Sonne, sogar noch im November.
“On peut voyager non pour se fuir, chose impossible, mais pour se trouver.”
(Jean Grenier)
-Viel Spaß-