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Tervetuola – Finnland empfängt Deutschland in Helsinki

Friday, November 13th, 2009

Kalt ist’s draußen, ziemlich kalt sogar. Als wir am Mittwochabend ankamen – in Frankfurt hatte ich auf dem Flughafen schon zwei Kolleginnen aus anderen Auslandsämtern getroffen und so kamen wir zu dritt hier in Helsinki an -, sahen wir auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt schon den Schnee liegen. Gut, dass ich warme Unterwäsche eingepackt hatte! 🙂
Es ist Nachmittag und ich habe eine kleine Verschnaufpause nach recht anstrengenden Tagen. Aber was tue ich hier überhaupt? Eingeladen hatten der DAAD und das finnische Pendant, der CIMO, zu einem Kontaktseminar in Helsinki.
Das Ziel: Finnische und deutsche Universitäten zusammenbringen, über ERASMUS und Bologna diskutieren, sich besser kennen lernen, die Kooperationen verbessern und neue mögliche Partneruniversitäten finden.
Der Weg: Die Deutschen (Vertreter von Auslandsämtern und Dozenten) reisen für vier Tage nach Finnland, wo sie mit den finnischen Kollegen zusammentreffen. So treffen insgesamt etwa 90 Teilnehmer aufeinander.
Das Resultat: Zwei Tage Reise, zwei Tage mit vollgepacktem Programm, viele, viele neue nette Kontakte und interessante kulturelle Beobachtungen.


Nach einem ersten gemeinsamen Abendessen im Hotel am Mittwoch hatten wir gestern einen langen, langen Vormittag vor allem mit Vorträgen. Ungewohnt war die Zeitumstellung: Da hatte man gerade erst die Umstellung auf Winterzeit in Deutschland verarbeitet, schon konnte man sich hier jetzt noch einmal umstellen – in Finnland sind die Menschen stets eine Stunde voraus! Insofern sahen wir alle recht müde aus, als der deutsche Botschafter uns um 9h (für uns 8h) morgens im Konferenzraum des CIMO begrüßte: Tervetuola, herzlich willkommen. Nach weiteren Grußworten ging es um die Hochschulsysteme in Finnland und Deutschland, ERASMUS in beiden Ländern und Motivation und Hindernisse der Studierenden, ins je andere Land zu gehen (hier erzählten ein finnischer Student und eine deutsche Studentin von ihren Erfahrungen).

Nachmittags begann dann die Kontaktmesse

Schon am Morgen hatte es eine kurze Vorstellungsrunde gegeben, jetzt pendelte man zwischen dem eigenen Stand und dem der finnischen Unis und knüpfte Kontakte, fragte nach Studiengängen, pries die eigene Uni an und sammelte Infomaterial. Erstaunlich viele der finnischen Partner konnten Deutsch, allgemein war die Sprache jedoch Englisch. Ein bunter, sehr reger und fruchtbarer Nachmittag, der uns schließlich nur noch eine knappe Stunde Zeit ließ, bevor wir uns am Hafen für eine kurze Fährfahrt rüber auf eine Insel trafen, wo ein gemeinsames Abendessen uns erwartete.

Die Inselgruppe war übrigens über lange Zeit Sitz erst von schwedischen, dann von russischen Truppen besetzt und wurde als Stützpunkt benutzt, heute ist eine der Inseln noch von der finnischen Navy “bewohnt” und untersteht ansonsten dem Erziehungsministerium… einen Unterwassertunnel zum Land soll es auch noch geben, den haben wir jedoch auf dem Rückweg nicht ausprobiert, sondern sind lieber wieder mit der Fähre zurückgefahren.
Zusammenfassung des Abendessens: Der finnische Fisch ist hervorragend! Und witzigerweise waren bis auf den Räucherlachs (es gab ein Buffet) alle Varianten des Herings, ja sogar das Fleisch und das Gemüse leicht süßlich – aber lecker! 🙂

Auch am nächsten Morgen ging es schon um 9h los, diesmal wurden sogenannte Best-Practice-Beispiele vorgestellt: Ein Double-Degree-Master “Werbung interkulturell” der Aabo Akademi und der Katholischen Universität Eichstätt sowie Internationalisation at home an der JAMK University of Applied Science in Jyväskylä. Solche Beispiele und die Gespräche sowohl mit den Finnen als auch mit deutschen Kollegen sind es, die Funken schlagen, neue Ideen entstehen lassen, die Motivation neu anstacheln, damit man auch zuhause an der eigenen Uni Neues ausprobiert oder Gewohntes verbessert. Ein Schatz an Erfahrungen, der hier miteinander geteilt wird!
Vertieft wurde das Ganze in der Abschlussdiskussion, in der es auch um die Frage ging, wie man ERASMUS zwischen Finnland und Deutschland noch vertiefen und verbessern kann. Es stellte sich nebenbei deutlich heraus, dass beide Seiten hoch zufrieden mit den Kooperationen sind und sowohl die deutschen als auch die finnischen Studierenden in aller Regel von ihrem Auslandssemester im anderen Land schwärmen. Wobei besonders in Finnland die Betreuung der Studierenden wirklich exzellent ist.

Nach einem frühen Lunch teilten wir uns dann in zwei Gruppen, um noch je drei finnische Unis bzw. Fachhochschulen in Helsinki zu besichtigen. Besonders interessant war für mich dabei natürlich die University of Helsinki. Sie hat rund 35.000 Studierende und ist in den Rankings eine der Top-Universitäten in Deutschland. Der Hauptcampus, an dem auch die Geisteswissenschaften angesiedelt sind, liegt mitten in der Stadt in einem ehrwürdigen Gebäude. Die Uni ist offiziell zweisprachig, finnisch und schwedisch, in der Praxis wegen des großen Angebots an englischsprachigen Veranstaltungen jedoch dreisprachig. Jedes Jahr empfängt sie etwa 1500 international students aus 107 Ländern, die vor allem wegen der Qualität der Lehre, der guten Betreuung, dem englischsprachigen Angebot, der relaxten Atmosphäre und der guten Ausstattung bspw. in Sachen Computer, Bibliotheken und Sport kommen. Attraktiv ist auch, dass die incomings an der Uni Helsinki sehr frei in der Wahl ihrer Kurse sind, es gibt wenig Restriktionen, was die Fakultäten angeht.

Nach diesem eindrucksvollen Besuch ging es noch weiter an die Metropolia University of Applied Sciences und an die Haaga-Helia University of Applied Sciences, beides – wie der Name schon sagt – eher praktisch orientierte Einrichtungen, mit denen wir bisher noch nicht kooperieren.
Insgesamt haben diese Besuche und vor allem auch die Infomesse am Vortrag doch einige Ideen und Namen von Kontaktpersonen ergeben, um neue Kooperationen in die Wege zu leiten bzw. alte zu erweitern.

Der Abschied heute Abend wird nicht leicht fallen, denn die Finnen waren außerordentlich gastfreundlich, herzlich und hilfsbereit. Ein sehr warmherziges Volk in einem Land der eher niedrigen Temperaturen. Einem Land jedoch auch der herben Schönheit, was die Landschaft angeht. Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, es selbst zu erleben!