Archive for March, 2016

-20°: Überleben im Gefrierschrank Moskau (Januar 2016)

Saturday, March 19th, 2016

Nein, das ist kein Witz! Ja, es ist kalt! Nein, ich möchte heute nicht rausgehen!

Ausreden gibt es aber leider keine, da ich mich schließlich in Moskau befinde und die Stadt sehen möchte. Am liebsten würde ich einfach unter meiner gemütlichen Hosteldecke bleiben und den Rest der verbleibenden 4 Tage „versehentlich“ verschlafen.

„NIX da!“, schaltet sich da die Stimme meines Gewissens ein. „Denk doch mal an die ganze NEUJAHRS-Beleuchtung, die Kirchen und die Kathedralen … der rote Platz!“ Aber dafür ist doch sicher noch ein anderes Mal Zeit – ich bin schließlich noch für ein halbes Jahr hier, da habe ich nochmal irgendwann irgendwie die Gelegenheit her zu kommen. Doch meine Abenteuerlust ist geweckt. Ich nutze die Gelegenheit noch ein letztes Mal in mein Kissen zu schnaufen und raffe mich auf. Mein Hostel ist das Godzillas Hostel (http://godzillashostel.com/about/), unter deutscher Leitung. Obwohl die Mitarbeiter hier kein Deutsch sprechen, dafür relativ gutes Englisch und natürlich Russisch, merkt man DAS schon. Alles ist sauber, ordentlich und hübsch eingerichtet. Für das Einbettzimmer das ich mir gegönnt habe zahle ich hier 22 Euro in der Stadtmitte!

Ein Schritt vor die Tür und ich ziehe den Schal noch fester als er schon ist. Der eisige Wind schlägt mich wie ein kalter Waschlappen am Morgen ins Gesicht. Da war die Autofahrt ohne Heizung von Petersburg nach Moskau (9 Stunden) ja noch ein Witz gegen. Ich sehne mich zurück ins Bett … aber es gibt große Pläne.

„Mal sehen … was haben wir denn so vor?“


Nun mal alles fix im Schnelldurchlauf:

  • Eine Tour die „umsonst“ angeboten wird – hört sich ja mal gar nicht schlecht an.
  • Der Kremlin – das muss auf jeden Fall sein. Man will ja mal sehen wo Putin so rumhockt.
  • Arbat Straße besuchen – warum das so eine tolle Attraktion sein soll, weiß ich auch noch nicht so genau; aber hoffentlich gibt’s da ordentlich Souvenir Geschäfte in denen man sich aufwärmen kann.
  • Der Rote Platz und das Einkaufszentrum GUM gleich nebenan – keine Frage, auch ein MUSS!
  • Und natürlich meine Mädchen (Natascha und Natascha) aus Moskau besuchen! – die hatten mit uns auch so einiges vor, unter Anderem eine Eisskulptur Ausstellung zu besuchen, die staatliche Universität Moskau und das große Theater zu besichtigen, gutes Essen und vieles mehr…

 

2016 1

Das erste was ich definitiv sagen kann: In eins stehen die Moskauer einem wirklich nicht nach! Und das sind die unglaublichen Neujahrs/Weihnachtsdekorationen die es hier in der Stadt gibt. Selbst zur Weihnachtszeit in New York gibt es nicht mehr, wie ich zu meiner Überraschung feststellen musste. Denn, falls ihr es nicht erkennen könnt, ja das da oben in der Null ist eine kleine Nina, die winkt und euch ein Frohes Neues wünscht! Und obwohl es doch bitter, bitter kalt war, konnte ich mich einfach nicht satt sehen. Ganz zu schweigen aufzuhören Fotos mit dem Handy zu schießen, trotz der ab frierenden Finger (nur zur Erinnerung: -20 Grad!).

Insgesamt war die Idee an der kostenlosen Tour teilzunehmen, gar nicht so schlecht …Denn immerhin standen viele Kirchen und Kathedralen auf der Liste, in denen wir uns aufwärmen konnten. Alles in allem war die Tour wirklich super informativ und wir konnten eine Menge über die Stadt Moskau und ihre Geschichte erfahren. „Kostenlos“ bedeutet jedoch natürlich, dass wenigstens ein Trinkgeld da gelassen wird (ca. 500 Rubel).

802207983_62432GUM

Bestandteil der Tour waren außerdem der Rote Platz und GUM (ein riesiges Einkaufszentrum, erbaut in den 1890er Jahren, indem man sich tatsächlich nicht umsehen konnte ohne einen einzigen dekorierten Fleck zu sehen – siehe Foto oben). Auf dem Roten Platz war ordentlich was los. Insbesondere da es gerade nach Neujahr war, waren sehr viele Leute unterwegs und verstärkte Kontrollen waren die Regel. Ohne durch einen Metalldetektor laufen zu müssen war kein Einlass. Natürlich sind es die Basilius Kathedrale, Leningrads Mausoleum , die Kasaner Kathedrale und so weiter, es wert eine halbe Stunde zwischen Russen eingequetscht zu warten. Seit Neujahr waren wir darin sozusagen Profis.

Nach dem kalten Marsch durch Moskau ist natürlich das nächste was man sich wünscht, noch mehr um herzulaufen ;).702222311_68218 Warum kann ich leider auch nicht sagen, aber der Kremlin war die nächste Anlaufstelle. Das war schon relativ cool – ich hatte mir trotzdem irgendwie ein bisschen mehr erhofft, weshalb ich nun auch nicht in große Schilderungen ausschweifen werde. Aber Sicht über Moskau war von da aus gar nicht schlecht.

Nach dem ich endlich vom kalten Wetter die Nase voll hatte (was eigentlich schon geschehen war, seitdem ich einen Fuß vor die Tür gesetzt hatte) und auch ziemlich dringen auf die Toilette musste, war MC Donalds die letzte Rettung. Für öffentliche Toiletten muss in der Regel in Moskau gezahlt werden, selbst im Bahnhof. Da war mir das vollgestopfte MC Donalds Restaurant mit Heizung noch lieber! Es ging soweit, das die Gruppe jedes Mal in „Hurra“ Schreie überging, war auch nur ein gelbes “M” in Sicht.

Nun ja … leider ist das alles schon so lange her, dass ich mich nur noch verschwommen daran erinnere! Ich wusste ich hätte diesen Post schon vor Monaten machen sollen, hatte aber nie so richtig Lust oder Zeit – noch mal Entschuldigung dafür. Bestimmt hat die Kälte aber sicher auch einen Teil zu den Gedächtnislücken beigetragen. Innerlich habe ich mir erhofft nie wieder in ein kälteres Wetter zu geraten. Leider ein Wunschtraum. Dazu später mehr! (Schön bis ans Ende lesen bitte 😉 )

Ein weiteres Ziel natürlich: Arbat Straße. Ihr werdet es kaum glauben aber seitdem kann ich den Punkt „aus einer Toilette essen“ von meiner Liste abhacken. Nebenbei war es ziemlich lecker und gar nicht mal so teuer – wirklich zu empfehlen! Außerdem gibt’s auf der Arbat Straße viele Souvenir Geschäfte und anderes skurriles, sodass man dort schon mal ein paar Stunden verbringen kann.Toilet18Toilet20

Ein weiteres super cooles Ereignis war die Eisskulpturen Ausstellung, auf die uns meine Freundinnen in Moskau mitnahmen ((siehe Foto Eisskulptur) vor der staatlichen Universität in Moskau, Beste des Landes). Die beiden gaben uns eine super Führung durch die Stadt, mit ein paar richtig tollen Restaurants für typisches Russisches Essen, Sushi, Pizza oder Burger etc., inklusive!*Yummy* O_o

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Später durften wir sogar noch ihren Studienort besuchen und einem Drift-Rennen auf öffentlichen Straßen zusehen. Aufregend! 😀 Gleich danach haben wir noch einen unglaublichen Ausblick über Moskau genießen dürfen und das ganz umsonst! Falls jemand wissen möchte wo genau, schickt mir doch einfach eine persönliche Nachricht oder schreibt in die Kommentare.

Endlich habe ich alle wichtigen Einträge nachgeholt und eine weitere große Reise steht mir noch bevor: SIBIRIEN. -40°, Eiswüsten, Rentiere reiten…

… ich halte euch auf dem Laufen! Nächste Woche Mittwoch geht es los :). Wünscht mir Glück!

 

Eure Nina

Happy New Year!! (and a Merry Christmas????) – Nachtrag (Dezember 2015)

Monday, March 7th, 2016

Ah! Di702218968_90035e Weihnachtszeit naht. Überall werden Weihnachtslieder gespielt, Weihnachtsschmuck aufgehängt, Lichterketten über Tannenbäume geschwungen und Väterchen Frost und seine Enkelin trifft man auch immer häufiger.

 

Aber was ist das … ?

Während ich in Weihnachtsträumen schwelge, Lieder in den Geschäften mit brumme, im Schuhgeschäft leicht ins schunkeln gerate und mich schließlich Nikolai mit den Worten:

„Ich liebe all diese Weihnachtslieder!“

 zuwende, da blökt er mit nur entgegen:

„Weihnachtslieder?? Das sind keine Weihnachtslieder! Das sind Neujahrslieder!“

Nah, das hätt‘ ich aber gewusst, wenn „Last Christmas“ oder „All I want for Christmas is you“ KEINE Weihnachtslieder sind …

Aber es ist wahr: in Russland wird „Weihnachten“ erst im Januar gefeiert, wobei sogar das nicht wirklich ein Weihnachtsfest ist, sondern ein einfaches, gemütliches Zusammensitzen mit Freunden und Familie – den Tannenbaum und die Geschenke, die gibt es nämlich schon um Mitternacht an Neujahr. Dazu gibt es natürlich auch eine traditionelle Mahlzeit: Oliver Salat; ein Salat aus Kartoffeln, Majonäse, Erbsen, Würstchen und anderem. Auch Mandarinen sind ein Muss am „Neujahrstisch“ und eines der traditionellen Neujahrsfilme die zusammen gesehen werden ist “Ирония судьбы“, was „Ironie des Schicksals“ bedeutet. Aber das ist leider auch schon alles was ich über die Neujahrstraditionen in Russland erzählen kann, denn mein Neujahr wollte ich in diesem Jahr mit meinen Freunden in Sankt Petersburg verbringen.Gastronomika7

Mit dem Frühzug ging es dann also am 31.12.2015 um 6 Uhr morgens nach St. Petersburg. Um 9:30 angekommen, erinnern wir uns wieder daran, dass der Check-in  für das Hostel erst ab 14 Uhr durchgeführt werden kann. Natürlich war ich (wie immer 😉 ) gut vorbereitet und hatte ein gutes Restaurant/Bar, namens Gastronomika zur Überbrückung im Voraus gefunden. Diesen Ort kann ich nur weiterempfehlen, da man wirklich einen fantastischen Ausblick über Sankt Petersburg auf der Terrasse hat. (Siehe Bild)

Die restliche Zeit in St. Petersburg verging bis zum Neujahrsabend wie im Flug. Auch wenn ich zugeben muss, das Fahrrad fahren bei – 10 Grad nicht gerade eine unserer beste Ideen war und auch die Fahrräder in einem eher mäßigen Zustand waren. Allgemein ist die Erkundung der Stadt mit dem Rad nicht die optimalste Option, da es keinerlei Fahrradwege gibt und Autofahrer in Russland … sagen wir mal … eher „wagemutig“ sind. Wenn ihr es jemals in Überlegung zieht Fahrräder beim Hostel Bed&Bike auszuleihen, lasst euch raten: NEIN! NEIN DANKE! Der Preis ist zwar sehr gut (500 Rubel/7 Euro pro Rad für einen Tag), aber sie sind in einem schlechten Zustand. Eines wurde uns von Anfang an mit einem Plattfuß übergeben. Zwei weitere mussten mitten in der Besichtigungstour bei einem anderen Hostel umgetauscht werden. Später gab mein Fahrrad auf den letzten Kilometern auf, die Kette sprang alle 2 Minuten ab! 3 Kilometer mit einem Fahrrad in Menschenmassen um herzulaufen ist kein Spaß, kann ich euch sagen! Da war der Lenker der sich wie von Geisterhand immer verzog und ungerade zum Reifen stand, noch ein Scherz gegen. Nun ja, aber überspringen wir mal das Herumnörgele und wenden uns dem eisig kalten Neujahrsabend zu. Und mal ganz von den Fahrrädern abgesehen, ist das Hostel wirklich ganz empfehlenswert und kostengünstig :). 702415646_59275

„Traditionell“ sollte dieser für meine kleine Gruppe und mich auf dem Platz vor der Eremitage stattfinden. Dank der Kälte entschieden wir uns,uns vorher in ein kleines Kaffee in eine der Nebenstraßen zu setzen und heiße Schokolade zu bestellen. Da saßen wir nun und genossen die Wärme, während andere Leute draußen an den Fenstern vorbei rannten.

23:00

Meine heiße Schokolade sieht eher aus wie heißer Pudding, schmeckt aber fantastisch.

23: 15

Diese Schokolade hält für immer, aber langsam sollten wir wohl wieder in die Kälte.

23:20

Selfi und Snapchat time.

23: 25

Oh ja.. nun aber mal ab zu Eremitage!

23:35

Meine Kinnlade klappt herunter, als ich die Schlange vor den Gattern sehe, die anscheinend extra für Neujahr aufgestellt wurden. Secutity Guards stehen rund herum und kontrollieren jeden Einzelnen der eintreten möchte genau.

23:45

Die Schlange bewegt sich schnell vorwärts; gar kein Problem wir werden es noch rechtzeitig schaffen.

23:50

Ich stehe direkt vor dem Eingang … aber irgendwie kommen immer mehr Leute von der Seite …

23:55

Es wird eng. Die Leute drücken und schieben, die Secutity versucht dagegen zu halten.

23:58

Ich und eine meiner Freundinnen haben es endlich geschafft. Erstaunt überblicke ich die Situation: eine große Bühne, die Russische Flagge über die Wand des gesamten Winterpalastes geworfen, feiernde Menschen überall. Putins Neujahrs-Rede wird ebenfalls übertragen. Ein Glas in der einen Hand, den Zettel auf dem Tisch auf der anderen Seite, beginnt er vorzutragen. Die Menschen vor den Schranken hören weiterhin nicht auf zu drücken und zu schieben, denn schließlich ist es fast Neujahr. Der Großteil meiner Leute ist immer noch vor dem Eingang oder hat schon aufgegeben.

23:59

3 … 2… 1… Frohes Neues Allerseits. Und jetzt aber schnell wieder raus hier!

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23:05

Endlich erreiche ich auch meine anderen Freunde, die auf der anderen Seite des Zauns warten. Stürmische Umarmungen und Küsse werden verteilt. In 2 Stunden wird es dann auch in Deutschland soweit sein. – Lasst die Party beginnen!! 🙂 (Glücklicherweise wurden wir zu einer Hausparty eingeladen, wo wir nach Mitternacht dazustoßen konnten um nicht im Kalten sitzen zu müssen.)

Das Neue Jahr hat gut begonnen … und nun am nächsten Morgen wieder früg raus – auf mit Blabla.Car nach Moscow – 9 stündige Autofahrt (15 Euro). WIR kommen!