Dänisch, ein Sommernachtsalbtraum

Tak (= Danke) war das erste dänische Wort, das ich gelernt habe und ist bis heute fast das einzige, welches ich nach zweieinhalb Monaten in Kopenhagen im Alltag benutze. Tak, klingt doch ganz einfach, dachte ich, als ich mich das erste Mal bewusst mit der dänischen Sprache auseinandersetzte. Da kann ja der Rest nicht so schwer sein. Vor allem, als ich beim Durchblättern des Arbeitsmaterials sogar einiges verstand. Es gibt viele dänische Wörter, die im Deutschen sehr ähnlich klingen. Bürgermeister – borgmester, Studenten – studerende, Sprachen – sprog, kommen – kommer, vier – fier, Mann – mand, Früchte – frugt und so weiter und so weiter. Aufgrund dessen ging ich Mitte Februar eigentlich ziemlich zuversichtlich in meine erste Dänisch Stunde und mit einem dicken Kloß im Hals und einer schmerzenden Zunge wieder hinaus. Wenn man Dänisch lernen möchte, sollte man als erstes wissen, dass die geschriebene Sprache und die gesprochene Sprache zwei völlig unterschiedliche Dinge sind. Nichts, aber auch rein gar nichts wird so ausgesprochen, wie man es auf dem Papier geschrieben sieht. Stattdessen besteht gerade zu Beginn die größte Arbeit vor allem darin, zwei Drittel der  Buchstaben aus denen ein Wort besteht, herauszustreichen. Damit ist dann schon mal die erste Hürde genommen. Anschließend gilt es herauszufinden, auf welcher Silbe die Betonung liegt und ob man das A in diesem Wort lang, oder kurz, mit oder ohne nasalem Unterton ausspricht. Am Rande bemerkt, es gibt im Dänischen vier verschiedene Arten das A auszusprechen. In den ersten Stunden habe ich noch herzlich über unsere Gesichtsverrenkungen, die wir bei unseren kleinen dänisch Konversationen gemacht haben, gelacht. Nun nach fast zwei Monaten hat sich die Klasse ziemlich geleert und viel Raum für die wachsende Frustration hinterlassen. Die Mehrzahl der Austauschstudenten brechen den Sprachkurs frühzeitig ab, da sie merken, dass sie hier in Kopenhagen mit ihrem Englisch ziemlich gut durch den Alltag kommen und herzlich gerne auf Vokabeln pauken und Geschichten von Søren und Stine verzichten. Die skandinavischen Länder sind ja für ihr gutes Englisch bekannt, was vor allem auch daran liegt, dass hier weder Filme, noch Fernsehserien synchronisiert  werden. Letztendlich tröstet die Tatsache, dass vom Busfahrer, über die Verkäuferin hinter der Fakta-Kasse bis hin zum netten Barkeeper jeder Englisch spricht und versteht nicht darüber hinweg, dass man sich in vielerlei Situationen ohne Dänisch Kenntnisse wie ein Außenseiter fühlt. Der Schlüssel zum dänischen Herzen ist und bleibt wohl die Sprache.

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