Ich bin ja eigentlich bekennender Müsli-Freak, was das Frühstück angeht, aber hier esse ich (ok, mangels Alternative) seit zwei Tagen morgens Idli, gedämpfte Reis”fladen” mit sehr scharfer Currysauce (die Alternativen wären noch herzhafter) – man gewöhnt sich an alles. Der Tee allerdings ist hier so extrem mit Milch und Zucker versetzt, dass wir ihn lieber schwarz bestellen und dann selbst Hand anlegen – was die Bediensteten immer wieder schockt.
Aber eigentlich wollte ich von gestern Abend und dem heutigen Tag erzählen. Premila holte uns nachmittags im Hotel ab und fuhr mit uns in ein Stoffgeschäft mit wunderschönen Stoffen und in einen Laden, der neben tausend anderen Dingen auch lose Gewürze anbot – der Duft in diesem Laden war unbeschreiblich! Die Verständigung recht schwierig, weil der Inhaber nur Tamil sprach, aber Premila übersetzte alles.
Danach ging es zum größten Tempel der Stadt, der zum Glück in die äußeren Hallen (riesig!) und das heilige Innere unterteilt ist, so dass auch wir Nicht-Hindus ihn – barfuß, versteht sich – betreten durften. Eigentlich darf ich eine Beschreibung gar nicht erst versuchen, denn das Ganze ist einfach unbeschreiblich. Viele, viele Menschen, selbst abends noch, kein einziger Westler außer uns, im Eingangsbereich Kitschläden vor heiligen Statuen, daneben auf dem Boden Frauen, die zum Schmuck fürs Haar Blumen anbieten, Händler, die Opfergaben aus Bananen und Kokosnüssen zusammenstellen und für die Pujas verkaufen, überall die einfachen Butterkerzen, die mit bunten Blinklichtketten um die Wette leuchten, Gewusel, ein Elefant, der nach einer Geldgabe mit seinem Rüssel den Spender segnet, Statuen überall, denen man Gaben darbringt (ich blicke in diesem Göttergewusel einfach nicht durch), oft mit Farbe beschmiert. Hanuman, der Affengott, war sehr beliebt, hier konnten sich die Pilger rote Farbe abnehmen und auf ihre Stirn tupfen (überhaupt liefen alle mit weißen oder roten Markierungen auf der Stirn herum).
Im Hintergrund gesungene Mantras, um einen herum immer wieder Menschen auf dem Boden sitzend im Gebet, ungeachtet des Betriebs.
Heute Vormittag waren wir noch einmal dort, eine ganze andere Stimmung, weil es nun ja hell war, die Grundstimmung jedoch war dieselbe. Die Eindrücke überwältigend.
Da heute, am Sonntag, an Arbeit im Sinne von Kooperationsgesprächen, so und so nicht ernsthaft zu denken war, nutzten wir den Tag dazu, im Basar noch ein wenig herumzuschauen, am American College kurz eine Aufführung von Studenten zu besuchen und dann zu einer weiteren Art Tempelanlage zu fahren, die ein Stück außerhalb liegt. Premila erzählte uns, dass Madurai mal von jemandem als “das größte Dorf der Welt ” (gut 1 Millionen Einwohner, sorry, falls ich oben was anderes geschrieben habe) bezeichnet hat. Eine absolut treffende Beschreibung! Es wirkt ärmlich, ursprünglich, ganz anders als Pune. Überall die Kühe auf den Straßen, Hunde, ärmliche Behausungen, Männer in Lendenschurzen, fast alle barfuß. Der Verkehr gleichzeitig so chaotisch wie in Pune und Mumbai, aber – wie schon dort – gleichzeitig sehr gelassen, unaufgeregt, ohne Aggressivität (Hupen ist ja nicht aggressiv).
In der besagten Tempelanlage wieder viele Götterstatuen, lokale Gottheiten, die mit Kerzen und anderen verehrt werden. Brahmanen mit Lendenschurz und der Schnur über dem Oberkörper, versahen ihren Dienst, Frauen kochten einen Reisbrei über offenem Feuer, gaben Portionen in frische Bananenblätter und verteilten diese (u.a. an uns). War schon sehr eindrücklich. Besonders die heilige Kobra, die einmal im Jahr sich zeigen soll (leider nicht bei uns).
Die schwarzen Statuen ringsum zeigen ebenfalls Kobras (die Katze gehört nicht dazu…).
Ziemlich erledigt fuhren wir ins Hotel zurück, wo wir noch eine Weile mit Premila zusammensaßen und uns über unsre Unis austauschten. Heute bisher – anders als gestern – übrigens kein Monsunregen am Abend.
Morgen beginnt die eigentliche Arbeit hier, ein stressiger Tag voller Präsentationen und wichtiger Gespräche erwartet uns…
mb