Ein Wochenende im Mökki

Im Rahmen der Orientierungswoche hatten wir noch eine Sightseeing Tour mit einem Reisebus und einen von den Tutoren organisierten Nachmittag auf der Uniwiese mit Sommerspielen, der ziemlich lustig war. In Gruppen galt es sich beim Gummistiefelweitwurf (das wird hier als offizieller Mannschaftsport ausgetragen :D), Croquet, Boule, “Holzklötzchen umkegeln”, und “Drunken Man” zu beweisen. Letzteres war definitiv das Highlight. Nachdem man sich siebenmal um einen Holzpfahl gedreht hat, sollte man loslaufen, einen Baum umrunden und wieder zurückkommen. Leichter gesagt als getan: Das Gehirn wusste, wo es hingehen sollte, aber dank eines lustigen Schwindel-Trunkenheitsgefühls konnte man den Körper nicht in die richtige Richtung lenken.

Außerdem haben wir noch zwei Einführungsvorträge bekommen, die ziiiemlich gut waren. Einmal über den Culture Shock, was mir aber aus Hildesheim eigentlich alles schon bekannt war und dann noch “Living in Finland” von einem nach Finnland immigrierten Briten, der uns auf höchst amüsante Weise Tipps gegeben hat, wie man die Kälte und Dunkelheit hier am besten erträgt. Nun weiß ich, dass der Schnee hier geräumt ist bevor ich überhaupt morgens aus dem Fenster gucke, höchstens mein Fahrrad unter den Schneemassen begraben sein wird, die Finnen gaaaanz viele Kerzen gegen die Dunkelheit aufstellen, dass Nordlichter knistern können und hier im Januar sogar das Meer zufriert und man es als Abkürzung nehmen kann. Schade, dass wir dann nicht mehr da sind.. Aber immerhin werden wir mit November und Dezember die dunkelsten Monate erleben.

Morgen geht es dann richtig mit der Uni los. Ich bin gespannt.

Am Wochenende ist einer meiner Finnland-Träume wahr geworden: Wir haben uns zu siebt (fünf Deutsche, eine Slowenin und ein Österreicher) ein Mökki gemietet, ein typisches finnisches Sommerhäuschen. Es waren zwei wunderschöne Tage und ich schwärme immer noch. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten und zweimaligem Umbestellen des Taxis ging es dann am Samstag irgendwann los in Richtung Kvarken Archipelago, einem Naturschutz-Schärengebiet etwa 45 Autominuten von Vaasa entfernt. Ziel unserer Reise war Björkö, ein malerisches kleines Örtchen, das einfach alle Finnland-Klischees erfüllt. Schon morgens wurden wir nach zwei Wochen grauem Wetter von der strahlenden Sonne begrüßt. An unserem Cottage angekommen empfingen uns himmlische Ruhe und ein Wald voller Blaubeeren. Man fühlte sich ein bisschen in eine andere Welt versetzt, denn die Inselgruppe wird von der schwedischen Minderheit in Finnland bewohnt. Die Straßenschilder waren ausschließlich auf schwedisch und die Besitzerin des Mökkis erzählte uns, dass sie die erste gewesen ist, die einen finnischen Mann geheiratet hat.

Um das herrliche Wetter auszunutzen, haben wir uns direkt von der Vermieterin mit zum Hafen nehmen lassen und da stand dann der erste Programmpunkt auf der Tagesordnung: Rudern! 🙂

Wir hatten sehr viel Spaß dabei, das Boot aus dem Hafen zu manövrieren und potentielle Kollisionen mit Steinen und unangenehm größeren Booten zu vermeiden.

Danach sind wir einen Wanderweg abgelaufen, der an einem Aussichtsturm mündete. Nachdem wir hochgeklettert waren, hatten wir dann alle einen großen “WOAH, ist das cool”-Effekt.Vom Spazierweg aus konnte man nämlich die Einzigartigkeit der Landschaft gar nicht richtig wahrnehmen. Das Besondere im Kvarken Archipelago ist nämlich das sogenannte “land uplift phenomena”. Nachdem während der letzten Eiszeit 3 km Eis (!) den Boden bedeckten, Druck auf ihn ausübten und die Erdkruste nach unten pressten, hebt sich diese jährlich wieder um 8mm. Das Resultat daraus sind sehr eindrucksvolle Möränenformationen. Irgendwann wird man die 70 km bis zur schwedischen Küste laufen können. Wir standen auf dem Turm und konnten uns einfach nicht sattsehen. So etwas kann man nicht beschreiben, sondern muss es einfach selbst sehen…

Nach der Wanderung verlangten unsere Mägen allesamt nach Nahrung und so zauberten wir:  Nudeln mit Kümmel-Hackfleischsoße und Knoblauch-Joghurt sowie eine Käse-Knoblauchsoße.

Danach war es dann Zeit für ein weiteres Highlight: Mein allererster Saunagang!! Wie einfach jeder Ort, wo man die Nacht verbringen kann, hatte natürlich auch das Mökki eine echte finnische Sauna. Nachdem ich erst dachte, dass ich das ganze Schwitzen doch ziemlich unspektakulär finde, hab ich dann doch Gefallen gefunden. Das Gesamtzprozedere ist einfach cool, in der warmen Sauna entspannen, zwischendurch an die frische kalte Luft und einfach nicht frieren, sondern es nur genießen. Ich wünsche mir ja, im Winter mal in einen Schneehaufen zu springen nach dem Saunagang 🙂

Am nächsten Morgen haben wir ausgeschlafen, aber irgendwann hielt es mich nicht mehr im Bett, ich habe mir einen Topf genommen und bin Heidelbeeren pflücken gegangen. Ein Traum! Der ganze Waldboden war übersät mit Heidelbeersträuchern. Das Frühstück bestand dann aus Müsli mit einem Topping aus frischen Heidelbeeren – einfach genial 🙂

Als nächstes sollen angeblich Moosbeere und Preiselbeere reif werden, ich bin gespannt ob ich die auch entdecke. Die Erntezeit der für Finnland so typischen Moltebeere habe ich glaube ich leider verpasst.

Nach dem Frühstück haben wir uns dann auf einen weiteren Erkundungsgang begeben, in das idyllische Örtchen Björkö. Es hat einfach alles zusammen gepasst dort, selbst die Windmühle und die Dorfkirche sind im roten Holzhaus-Stil gebaut. Hach…. Allerdings waren das dann auch die einzigen “Touristenattraktionen” dort 😀

Lustigerweise hat die Kirche nur bis Ende August geöffnet, von daher scheint der Ort im Winter wie ausgestorben zu sein. Viele Finnen verbringen nämlich den Sommer in ihrem Cottage auf dem Land und im Winter gehts dann wieder zurück zum Hauptwohnsitz nach beispielsweise Helsinki.

Bevor es wieder mit dem Taxi nach Vaasa ging (denn in Björkö fahren nur zu Schulzeiten Busse), haben wir noch die Reste von Samstag vertilgt und die herrliche Sonne vor dem Mökki genossen.

Immerhin haben wir die Sonne mitgebracht, denn auch hier ist nun wunderbarer Spätsommer und heute war ich sogar im Meer baden!! Mehr davon die nächsten Tage 🙂

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