Als internationaler Student in Bergen hat man zwei Möglichkeiten: Fantoft oder nicht Fantoft. Fantoft ist ein Studentenwohnheim außerhalb der Stadt, in dem fast nur internationale Studenten wohnen. Es gibt zwar auch Studentenwohnheime die näher in der Stadt bzw. mitten in der Stadt sind, aber dafür kann man sich als internationaler Student leider nicht bewerben.
Um es vorne weg zu nehmen, ich wohne nicht in Fantoft. Ich habe mich gezielt dagegen entschieden und bin sehr froh darüber. Trotzdem muss sich jeder selbst entscheiden, was er/sie machen will, deswegen versuche ich hier ein paar Punkte aufzulisten, die eine Entscheidungshilfe bieten könnten.
– Die Miete in Fantoft ist deutlich billiger als in der Stadt und selbst durch die nötige Monatsbusfahrkarte wohnt man dort sicher billiger.
– Man lernt viele nette Menschen aus den verschiedensten Ländern kennen (meines Wissens sind die meisten internationalen Studenten entweder aus Deutschland oder aus Spanien, aber es sind sehr viele Nationen vertreten.)
– Feiern kann man auch in Fantoft, dazu muss man nicht extra in die Stadt fahren. 😉
– Man muss sich nicht selbst um eine Unterkunft kümmern, sondern weiß sofort wo man wohnen wird, wenn man in Bergen ankommt. Dazu muss gesagt werden, dass der Wohnungsmarkt in Bergen gerade zu Beginn des neuen Semesters im August recht überlaufen ist und es nicht einfach ist ein Zimmer zu finden. Man braucht auf jeden Fall sehr viel Geduld und darf nicht davor scheuen zig Telefonate zu führen und auf Annoncen zu antworten, die man nur halb versteht. Deswegen ist es ratsam so früh wie möglich anzureisen, wenn man sich gegen Fantoft entschieden hat!
– Man braucht sich nicht um einen Nachmieter kümmern, sondern kann einfach kündigen, was bei manch einem Zimmer in der Stadt nicht der Fall ist.
– Um nach Fantoft zu kommen, muss man mit dem Bus fahren, was je nach Uhrzeit und Verkehrsaufkommen zwischen 20 und 40 Minuten dauern kann. (Regel ist aber wohl 20, habe ich mir sagen lassen.)
– Nachts fährt ein Late-Night-Bus der extra kostet, zurzeit glaube ich 60NOK. Wie oft der fährt, weiß ich allerdings nicht.
– Wenn man in der Stadt wohnt, kann man abends spontan in die Stadt gehen.
– Es ist viel einfacher sich bei studentischen Organisationen zu engagieren wie z.B. dem Studentenfernsehen oder dem Studentenradio, da man dort auch mal lange arbeiten muss und sich dann keine Sorgen um den letzten Bus machen muss.
– Die Wahrscheinlichkeit in einer WG in der Stadt auch Norweger zu haben ist sehr groß, sodass man deren Eigenheiten und Kultur viel näher kennen lernt. (Und da man auf Grund der Sprachbarriere meist in englischsprachigen Kursen sitzt, trifft man dort auch nicht so viele Norweger.)
– Man kann morgens länger schlafen, da der Weg zur Uni nicht so weit ist.
– Man wird nicht ständig mitten in der Nacht durch Feueralarm aufgeweckt, der in Fantoft wohl regelmäßig losgeht.
Ich bin Mitte Juli nach Bergen gefahren und habe dann direkt angefangen nach einem Zimmer zu suchen. Am besten eignen sich: hybel.no und finn.no. Keine Angst vor der Sprachbarriere haben, auf Grund des Kontextes kann man sich vieles erschließen! Zur Not gibt es auch ein Onlinewörterbuch: http://www.heinzelnisse.info/no/dict. Unbedingt anrufen (bei Ankunft am besten gleich eine norwegische SIM-Card besorgen) und nicht eMail schreiben! Auf meine eMails hat niemand geantwortet, selbst wenn keine Telefonnummer in der Annonce dabei stand. Nicht davon abschrecken lassen, dass Norweger Nicht-norwegisch-sprechenden erst mal etwas distanziert gegenüber stehen. Das fand ich anfangs sehr frustrierend, da ich oft wegen der Sprachbarriere abgelehnt wurde. Also vorher so viel Norwegisch lernen, wie nur möglich! Aber mit etwas Geduld lässt sich ein Zimmer finden. Ich habe mich zeitweise auch noch durch Zeitungsannoncen gekämpft, die aber auf Grund der ganzen Abkürzungen sehr schwer zu verstehen waren. Und unbedingt gleich zum Folkeregister gehen und eine so genannte D-Nummer beantragen. Das ist eine Personennummer, die jeder, der länger in Norwegen wohnt braucht. Ohne die geht gar nichts! Man braucht sie um ein norwegisches Konto eröffnen zu können, um jobben zu können u.s.w. Und da der Antrag einige Zeit dauert, so schnell wie möglich machen.
Die Mühe lohnt sich meines Erachtens aber sehr, da meine Erfahrungen hier in Norwegen ganz anders sind, als die der meisten anderen internationalen Studenten. Und obwohl Norwegen auch Europa ist, gibt es doch einige gerade im Alltag spürbare Unterschiede, die es lohnt zu entdecken!