Ziska04, KuWi-Studentin berichtet vom Unialltag an der Universitetet i Bergen:
„Während meinem Aufenthalt in Norwegen möchte ich viel Norwegisch lernen.
Da ich aber noch Mitte Juli Klausuren schreiben musste, konnte ich leider nicht an einem Sprachkurs vor dem Unistart in Norwegen teilnehmen, sodass ich mich schon früh dazu entschloss den Intensivkurs: Level 1+2 zu besuchen, der 8 Stunden pro Woche stattfindet. Ich war sehr auf den Kurs gespannt, wie schwer es sein würde die Sprache zu lernen, wie viel ich lernen würde, was für Mitschüler ich haben würde und natürlich wie der Unterricht selber gestaltet sein würde.
Die Gruppe ist bunt zusammengewürfelt angefangen von anderen Erasmusstudenten bis hin zu ausländischen Mitarbeitern der Universität, sodass die Altersspanne sehr groß und auch die Nationalitäten sehr unterschiedlich sind.
Von Anfang an fühlte ich mich ein bisschen in meine Schulzeit zurückversetzt, in die Zeit, in der ich dort Sprachen gelernt habe. Unsere Lehrerin unterrichtet sehr gestenreich. Sie unterstreicht nicht nur neu gelernte Vokabeln gerne mit Gesten (sofern möglich), sondern auch grammatikalische Erklärungen. Dadurch wird der Unterricht recht anschaulich und immer wieder gibt es so etwas zu lachen.
Auch an die Schule werde ich erinnert, wenn wir immer wieder aufgefordert werden durchs Klassenzimmer zu gehen und uns mit den Anderen über ein bestimmtes Thema zu unterhalten. Anfangs wirkte das etwas befremdlich, aber es ist ganz interessant mit all den verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen und immer wieder gezwungen zu werden sich mit anderen zu unterhalten, als dem Tischnachbar.
Das Tempo ist recht straff, da der Unterricht aber jeden Tag (außer mittwochs) stattfindet, ist das kein Problem, da man sich sehr viel mit der Sprache auseinandersetzt. Auch bekommen wir relativ viele Hausaufgaben, die es lohnt zu machen, da man durch die ganzen Übungen ein besseres Gefühl für die Sprache bekommt. Neben den regulären Hausaufgaben bekommen wir immer wieder Extraaufgaben, die wir bearbeiten können, wenn wir wollen. Diese Extraaufgaben können wir dann unserer Lehrerin abgeben, die sie korrigiert und uns wieder aushändigt. Zu diesen Extraaufgaben gehört auch, dass wir jede Woche den Auftrag bekommen einen Text selber zu schreiben, was für die Verinnerlichung der Vokabeln sehr hilfreich ist.
Schade finde ich bisher aber, dass mein Wortschatz noch sehr passiv ist. Denn wenn ich Texte lese, kann ich inzwischen einiges verstehen, aber selber sprechen gestaltet sich noch recht schwer. Hier fehlt mir im Großen und Ganzen noch ein bisschen mehr das „freie Sprechen üben“, das durch die bereits erwähnten „Klassenwanderungen“ etwas angeregt wird.
Interessanterweise ist die norwegische Sprache für uns Deutsche gar nicht so schwer zu erlernen, da es einige Ähnlichkeiten gibt. Die Aussprache unterscheidet sich nicht so sehr vom Deutschen (und besonders der Bergenser Dialekt kommt meinem Sprachgefühl entgegen) und auch in der Grammatik gibt es viele Ähnlichkeiten, wobei die norwegische in einigen Dingen einfacher als die deutsche ist (leider gibt es auch hier die gefürchteten Ausnahmen von den Regeln). So werden Verben zum Beispiel nicht konjugiert, sondern bleiben in jeder Form, wie im Englischen auch, gleich.
Im Umgang mit Norwegern bin ich aber leider nach wie vor auf Englisch angewiesen. Erste Erfolge zeigen sich aber zum Beispiel beim Einkauf im Supermarkt, oder bei der Post, wenn ich die zu zahlende Summe auf Norwegisch verstehe und sonst auch kein Englisch anwenden muss. Erschwerend kommt aber hinzu, dass in Norwegen Dialekte sehr verbreitet sind und Leute, selbst wenn sie umziehen ihren Heimatdialekt behalten. So hat man also manchmal das Gefühl, man hört eine Sprache, die man noch nie zuvor gehört hat, wenn man sich einem unbekannten Dialekt gegenübersieht. Und da gerade an einer Universität viele Studenten aus vielen verschiedenen Regionen Norwegens zusammenkommen hört man viele unterschiedliche Dialekte.
Wenn ich Norwegern beim Sprechen zu höre, freue ich mich immer, wenn ich einzelne Wörter, so was wie „und“, „mit“ oder ähnliches verstehe, selbst wenn sich mir der Kontext noch nicht erschließt. Ich bin aber davon überzeugt, dass mit ein bisschen mehr Übung und dem regelmäßigen Unterricht erste Konversationen bald möglich sein werden. Ich kann den Besuch eines Sprachkurses (und besonders des intensiven) also wärmstens empfehlen. Norweger freuen sich, wenn sie hören, dass man als Ausländer die Sprache lernt, selbst wenn man nur ein halbes Jahr bleibt.“