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Uni auf Finnisch und Trip nach Tampere

Sunday, September 12th, 2010

Nun haben wir schon eine Uniwoche hinter uns und ich kann ein bisschen was über den Studienalltag hier berichten. Erstmal gibt es in Finnland wie bei uns zwei Semester innerhalb eines Studienjahres, einmal das “Syyslukukausi” (Herbstsemester), welches von September bis Dezember geht und daran anschließend das “Kevätlukukausi” (Frühlingssemester), das im Mai endet. Beide sind jedoch nochmal in zwei Abschnitte unterteilt und die Kurse liegen entweder im ersten oder zweiten Teil des Semesters und schließen auch dann sofort mit der Klausur ab. Das finde ich eigentlich ziemlich gut, so hat man nicht wie zuhause alle Prüfungen auf einem Haufen am Ende des Semesters. Außerdem beschäftigt man sich zwangsweise intensiver mit den jeweiligen Kursen, weil man sie mindestens zweimal pro Woche hat und dafür nicht so viele andere. Jaja, ein Hoch auf das finnische Bildungssystem 😉

Deshalb habe ich jetzt neben meinem “Survival Finnish”-Kurs drei andere Kurse erstmal: “International Management”, “Introduction fo Intercultural Communication and Culture Studies” und “Finnish History and Culture”. Ab November werden diese dann voraussichtlich abgelöst von  “Cross-Cultural-Managament”,  “Culture, History and Identity” und “International Business Negotiations”. Leider werden keinerlei Kurse aus dem informationswissenschaftlichen Bereich angeboten, somit haben wir uns bei den Intercultural Studies bedient. Mit International Management habe ich einen BWL-Kurs erwischt und hoffe, dass ich das ohne Vorkenntnisse schaffe, weil ich mich in eine Projektgruppe mit vier Finnen eingetragen habe. Ich dachte, man muss ja die Gelegenheit nutzen und mit waschechten Finnen zusammenarbeiten 🙂

Im Finnisch-Sprachkurs ist bis jetzt nichts aufregendes passiert, da wir das alles schon in Hildesheim hatten… Ich bereue es ein bisschen, nicht den Schwedischkurs gemacht zu haben, aber leider durfte man nur einen von beiden wählen. Dabei klingt Schwedisch soo cool wenn es gesprochen wird und soll für Deutsche sehr einfach zu lernen sein. Naja, vielleicht belege ich dann zuhause mal einen Kurs 🙂

Hier aber mal eine Kostprobe aus der finnischen Sprachwelt, eine Sprache, die mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt ist ausser dem ungarischen, 15 verschiedene Fälle kennt, dafür keine Präpositionen und Artikel, was zu unglaublich langen Wörtern führen kann, und y, ä und ö liebt 😀

Kehitysyhteistyötyöpajesunnitteluprojektirahaanomus

bedeutet “Application for money for projects in developing countries” und wurde wohl tatsächlich während einem Meeting von einem nichtfinnischen Kollegen der Dozentin gesehen, welcher sich als einziger darüber gewundert hat 😀

Ein wichtiger Tipp noch: Den Beitrag für die Student Union zu bezahlen (55€ + 17€  für die Herstellung der Karte) lohnt meiner Meinung nach nicht. Man kann sich auch ohne Mitglied zu sein eine Karte holen, um vergünstigt in der Mensa zu essen und muss nur 8€ bezahlen um den Zugrabatt in Anspruch nehmen zu können. Der einzige Vorteil, den ich noch sehe ist, dass man Anspruch auf den Student Health Care Service hat, aber mit jeder ordentlichen Kankenversicherung aus Deutschland sollte es auch bei normalen Ärzten keine Probleme geben. Die Nachrichten über Partys etc bekommt man trotzdem und außerdem dauert es ewig bis die Karte denn mal fertig ist, einen Monat warten wir nun schon fast drauf und 1/4 des Aufenthalts ist bald rum. Um günstiger reisen zu können, haben wir die 8€ für den Zugrabatt nun trotzdem noch gezahlt.

Am Wochenende waren wir in Tampere bei zwei Kommilitoninen aus Hildesheim. Tampere ist nach dem Ballungsgebiet Helsinki und Espoo die zweitgrößte Stadt Finnlands, mit spektakulären 250 000 Einwohnern und zweieinhalb Stunden Zugfahrt von Vaasa entfernt.

Tampere ist eine schöne Stadt, mit einem netten Einkaufsboulevard und wie jede finnische Stadt mit viel Grün.

Am Freitag konnten wir die Stadt bei strahlendem Sonnenschein genießen, was wir ausgenutzt haben und ein bisschen im Pyynikki-Naturschutzgebiet gewandert sind. Dort sind wir auf einen Aussichtsturm geklettert und haben einen schönen Blick über die zwei Seen, zwischen denen Tampere liegt, und auf einen weiteren Aussichtsturm genossen, den Näsinneula Observation Tower, welcher mit 173 Metern der höchste Skandinaviens ist. Ach ja, unser Turm befand sich auf dem höchsten Moränenhügel Finnlands. Lauter Superlative 😀

Nach einer kurzen Stärkung mit frischen Kardamom-Donuts (mmh) sind wir noch durchs Pispala-Viertel gelaufen, das alte Arbeiterviertel mit schönen Holzhäusern und einer tollen Aussicht.

Außerdem stand noch das Muminmuseum auf dem Programm, jaaaaa. Nicht alle aus unserer Gruppe sind so begeistert von den kleinen finnischen Trollen wie ich, aber ich liebe die einfach und sie wecken Kindheitserinnerungen 🙂

Es wurde ihnen in Tampere also sogar ein ganzes Museum gewidmet, wo Szenen aus den Büchern nachgestellt wurden in Schaukästen und man Zeichnungen bewundern konnte.

Außerdem haben wir uns noch das Finlayson-Gebäude angeguckt, eine ehemalige Baumwollfabrik aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, die das älteste und bedeutendste Industriezentrum Finnlands war, gelegen an den berühmten Tammerkoski-Stromschnellen, welche die beiden Seen Tamperes miteinander verbinden.

Die Firma Nokia wurde übrigens auch in Tampere gegründet  (besser gesagt im Städtchen Nokia, das direkt angrenzt) und produzierte früher nicht Handys, sondern Gummistiefel 🙂

Nach einem ausgiebigen Mahl bei Hesburger, dem finnischen McDonald, kam das Highlight des Tages: Die Feuershow “Lemminkäisen Temppeli” in einem Freilichttheater! Die Tutoren unserer Freunde aus Tampere hatten ihnen das als “typisch finnisch” empfohlen und so konnten wir uns das natürlich auch nicht entgehen lassen. So saßen wir also auf einer Holztribüne draussen mitten zwischen Bäumen, die sich gedreht hat, sodass man die einzelnen Szenen nacheinander bestaunen konnte. Thema des Stückes war ein Teil aus dem Kalevala, dem finnischen Nationalepos, das ganz viele Heldensagen und Mythengesänge enthält. Es war wunderbar, Spiele mit Feuerfackeln, ein Wikingerschiff, das durch ein Flammenmeer fuhr, Gesänge und wenn auf msytische Weise geredet wurde, klang es genauso so wie die Elben bei Herr der Ringe… Was allerdings kein Wunder ist, denn Tolkien hat Finnisch beherrscht und diese Sprache als Vorlage für seine Elben genommen und der Kalevala-Epos diente ihm als Vorlage für Herr der Ringe.

Am nächsten Tag haben wir dann noch Mittag in der Mensa  der Uni von Tampere gegessen und den Nachtisch in einem Wikingerestaurant zu uns genommen! Es gab “Chocolate Cake from Asgard”, mit Blaubeermarmelade und gerösteten Mandeln, und wie sich das gehört, dazu ein Glas Milch. Herrlich.

Danach ging es wieder zurück nach Vaasa, wo wir heute einen sehr verregneten Sonntag haben.

Morgen heißt es dann wieder ab zur Uni, bevor wir am Donnerstag zu unserer erstmal letzten Reise starten. Mit dem Zug geht es ins finnische Turku und dann per Nachtfähre für zwei Tage nach Stockholm. Yeah!! 🙂

Ein Wochenende im Mökki

Tuesday, September 7th, 2010

Im Rahmen der Orientierungswoche hatten wir noch eine Sightseeing Tour mit einem Reisebus und einen von den Tutoren organisierten Nachmittag auf der Uniwiese mit Sommerspielen, der ziemlich lustig war. In Gruppen galt es sich beim Gummistiefelweitwurf (das wird hier als offizieller Mannschaftsport ausgetragen :D), Croquet, Boule, “Holzklötzchen umkegeln”, und “Drunken Man” zu beweisen. Letzteres war definitiv das Highlight. Nachdem man sich siebenmal um einen Holzpfahl gedreht hat, sollte man loslaufen, einen Baum umrunden und wieder zurückkommen. Leichter gesagt als getan: Das Gehirn wusste, wo es hingehen sollte, aber dank eines lustigen Schwindel-Trunkenheitsgefühls konnte man den Körper nicht in die richtige Richtung lenken.

Außerdem haben wir noch zwei Einführungsvorträge bekommen, die ziiiemlich gut waren. Einmal über den Culture Shock, was mir aber aus Hildesheim eigentlich alles schon bekannt war und dann noch “Living in Finland” von einem nach Finnland immigrierten Briten, der uns auf höchst amüsante Weise Tipps gegeben hat, wie man die Kälte und Dunkelheit hier am besten erträgt. Nun weiß ich, dass der Schnee hier geräumt ist bevor ich überhaupt morgens aus dem Fenster gucke, höchstens mein Fahrrad unter den Schneemassen begraben sein wird, die Finnen gaaaanz viele Kerzen gegen die Dunkelheit aufstellen, dass Nordlichter knistern können und hier im Januar sogar das Meer zufriert und man es als Abkürzung nehmen kann. Schade, dass wir dann nicht mehr da sind.. Aber immerhin werden wir mit November und Dezember die dunkelsten Monate erleben.

Morgen geht es dann richtig mit der Uni los. Ich bin gespannt.

Am Wochenende ist einer meiner Finnland-Träume wahr geworden: Wir haben uns zu siebt (fünf Deutsche, eine Slowenin und ein Österreicher) ein Mökki gemietet, ein typisches finnisches Sommerhäuschen. Es waren zwei wunderschöne Tage und ich schwärme immer noch. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten und zweimaligem Umbestellen des Taxis ging es dann am Samstag irgendwann los in Richtung Kvarken Archipelago, einem Naturschutz-Schärengebiet etwa 45 Autominuten von Vaasa entfernt. Ziel unserer Reise war Björkö, ein malerisches kleines Örtchen, das einfach alle Finnland-Klischees erfüllt. Schon morgens wurden wir nach zwei Wochen grauem Wetter von der strahlenden Sonne begrüßt. An unserem Cottage angekommen empfingen uns himmlische Ruhe und ein Wald voller Blaubeeren. Man fühlte sich ein bisschen in eine andere Welt versetzt, denn die Inselgruppe wird von der schwedischen Minderheit in Finnland bewohnt. Die Straßenschilder waren ausschließlich auf schwedisch und die Besitzerin des Mökkis erzählte uns, dass sie die erste gewesen ist, die einen finnischen Mann geheiratet hat.

Um das herrliche Wetter auszunutzen, haben wir uns direkt von der Vermieterin mit zum Hafen nehmen lassen und da stand dann der erste Programmpunkt auf der Tagesordnung: Rudern! 🙂

Wir hatten sehr viel Spaß dabei, das Boot aus dem Hafen zu manövrieren und potentielle Kollisionen mit Steinen und unangenehm größeren Booten zu vermeiden.

Danach sind wir einen Wanderweg abgelaufen, der an einem Aussichtsturm mündete. Nachdem wir hochgeklettert waren, hatten wir dann alle einen großen “WOAH, ist das cool”-Effekt.Vom Spazierweg aus konnte man nämlich die Einzigartigkeit der Landschaft gar nicht richtig wahrnehmen. Das Besondere im Kvarken Archipelago ist nämlich das sogenannte “land uplift phenomena”. Nachdem während der letzten Eiszeit 3 km Eis (!) den Boden bedeckten, Druck auf ihn ausübten und die Erdkruste nach unten pressten, hebt sich diese jährlich wieder um 8mm. Das Resultat daraus sind sehr eindrucksvolle Möränenformationen. Irgendwann wird man die 70 km bis zur schwedischen Küste laufen können. Wir standen auf dem Turm und konnten uns einfach nicht sattsehen. So etwas kann man nicht beschreiben, sondern muss es einfach selbst sehen…

Nach der Wanderung verlangten unsere Mägen allesamt nach Nahrung und so zauberten wir:  Nudeln mit Kümmel-Hackfleischsoße und Knoblauch-Joghurt sowie eine Käse-Knoblauchsoße.

Danach war es dann Zeit für ein weiteres Highlight: Mein allererster Saunagang!! Wie einfach jeder Ort, wo man die Nacht verbringen kann, hatte natürlich auch das Mökki eine echte finnische Sauna. Nachdem ich erst dachte, dass ich das ganze Schwitzen doch ziemlich unspektakulär finde, hab ich dann doch Gefallen gefunden. Das Gesamtzprozedere ist einfach cool, in der warmen Sauna entspannen, zwischendurch an die frische kalte Luft und einfach nicht frieren, sondern es nur genießen. Ich wünsche mir ja, im Winter mal in einen Schneehaufen zu springen nach dem Saunagang 🙂

Am nächsten Morgen haben wir ausgeschlafen, aber irgendwann hielt es mich nicht mehr im Bett, ich habe mir einen Topf genommen und bin Heidelbeeren pflücken gegangen. Ein Traum! Der ganze Waldboden war übersät mit Heidelbeersträuchern. Das Frühstück bestand dann aus Müsli mit einem Topping aus frischen Heidelbeeren – einfach genial 🙂

Als nächstes sollen angeblich Moosbeere und Preiselbeere reif werden, ich bin gespannt ob ich die auch entdecke. Die Erntezeit der für Finnland so typischen Moltebeere habe ich glaube ich leider verpasst.

Nach dem Frühstück haben wir uns dann auf einen weiteren Erkundungsgang begeben, in das idyllische Örtchen Björkö. Es hat einfach alles zusammen gepasst dort, selbst die Windmühle und die Dorfkirche sind im roten Holzhaus-Stil gebaut. Hach…. Allerdings waren das dann auch die einzigen “Touristenattraktionen” dort 😀

Lustigerweise hat die Kirche nur bis Ende August geöffnet, von daher scheint der Ort im Winter wie ausgestorben zu sein. Viele Finnen verbringen nämlich den Sommer in ihrem Cottage auf dem Land und im Winter gehts dann wieder zurück zum Hauptwohnsitz nach beispielsweise Helsinki.

Bevor es wieder mit dem Taxi nach Vaasa ging (denn in Björkö fahren nur zu Schulzeiten Busse), haben wir noch die Reste von Samstag vertilgt und die herrliche Sonne vor dem Mökki genossen.

Immerhin haben wir die Sonne mitgebracht, denn auch hier ist nun wunderbarer Spätsommer und heute war ich sogar im Meer baden!! Mehr davon die nächsten Tage 🙂

Die Sonne gibt es doch noch!

Tuesday, August 31st, 2010

Nachdem ich fast schon nicht mehr damit gerechnet habe, hat mich doch tatsächlich gestern morgen beim Blick aus dem Fenster die strahlende Sonne begrüßt. Zu dumm, dass wir von 10:00 bis 16:00 Orientierungstag hatten und der Hörsaal keine Fenster hatte. Aber immerhin sind die Sitze dort gepolstert und wir haben die Mittagspause am Wasser genossen. Abends wurde dann die Chance genutzt und zum Strand und auf ein kleines Inselchen geradelt, um dort den Sonnenuntergang zu verfolgen. Ich kann einfach nicht genug davon kriegen.

Jetzt hab ich aber auch bald genug sommerliche Bilder und ich freu mich schon das alles im Schnee zu sehen hoffentlich 😀

Die Temperaturen waren gestern Nacht schon winterlich scheinbar, meine Wetter-anzeige auf dem PC hat um etwa Mitternacht 4°C gemeldet *brrr*

Naja, um nochmal zu den Orientierungstagen zurückzukommen: Gestern und heute hatten wir straffes Programm, das aus nicht enden wollenden Vorträgen über die studentische Gesundheitsvorsorge, die Student Union, die Wohnheimvermittlung, die einzelnen Fachbereiche, das Studieren an sich und viiiielen anderen Themen bestand. Das Highlight war das kostenlose Mensaessen, das wir bekommen haben 😀

Um das Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen:

Wir haben einen Ausflug nach “Vanha Vaasa” gemacht, das alte Vaasa. Dieses besteht aus ein paar Ruinen und befindet sich etwa 6 Kilometer von der Stadt entfernt. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier nämlich einen großen Brand, dem fast alle Gebäude zum Opfer fielen und man baute die Stadt am heutigen Standort wieder neu auf. Geblieben sind aus alten Zeiten nur die Überreste, die wir uns angeschaut haben.

Abends sind wir dann losgezogen zur großen Erasmus-Willkommensparty im “Fontana”, der einzigen Disco hier in Vaasa. Aber vorher waren wir mit einer finnischen Tutorin und anderen Erasmus-Studenten noch Pizza essen und diese Pizza war definitiv eine der besseren Pizzen, die ich in meinem Leben gegessen habe UND der Beweis, dass man auch hier toll und günstig essen gehen kann!! Manche haben sich eine Pizza geteilt und die halben waren so groß wie eine normale ungefähr bei uns und die ganze somit einfach riiiiesig 🙂 Und dazu gab es dann noch Salatbuffet und Wasser (gibt es wie in Spanien immer dazu) und ich war mit 6€ dabei. Nachts habe ich mich dann noch über den Rest Pizza gefreut.

Danach gings also ins Fontana, wo sich dann bestimmt über 200 Austauschstudenten tummelten. Los ging es mit allerlei Spielchen, wie zum Beispiel dem Knäckebrotcontest: Wer kann aus einer großen Scheibe Knäckebrot am besten den Umriss von Finnland knabbern?

Die finnischen Tutoren hatten alle ihre Uni-Partyoveralls an. In Finnland ist es nämlich üblich, dass jede Uni ihren eigenen Overall mit einer anderen Farbe hat, in Vaasa ist er rot. Auf jeder Studentenparty wird dieser angezogen und man bekommt einen Patch, den man sich dann auf die Hose näht und natürlich versucht, mehr zu sammeln als die anderen.

Die Getränke waren eigentlich finanzierbar, weil es zwischen 22 Uhr und Mitternacht coole Happy Hour-Preise gab: Apple Cider, Long Drink, etc. für nur 1,50. Unter Long Drink versteht man in Finnland ein ganz bestimmtes Getränk, nämlich Grapefruitlimonade mit Gin, das hier seeehr beliebt ist und mir auch ganz gut schmeckt.

Na gut, ich ernähre mich weiter von finnischer Schokolade (Ich habe weiße Schokolade mit Heidelbeeren entdeckt und die ist leeeecker) und werde mich dem Stundenplan widmen.

Die längste Hängebrücke Finnlands…

Saturday, August 28th, 2010

… konnten wir gestern dank des supernetten Vaters eines anderen Mädels bestaunen, der mit einem Mietwagen hier unterwegs ist und uns mit auf eine von unzähligen Schäreninseln vor der Küste Vaasas genommen hat. Diese ist über die sogenannte Replot-Brücke mit dem Festland verbunden, welche mit 1045 Metern die längste ihrer Art in Finnland ist.

Das gesamte Archipelago dort gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir sind bis ganz ans andere Ende der Insel gefahren und es war herrlich!! Nichts als Bäume links und rechts, Wasser mit kleinen Inselchen, auf denen die Finnen ihre kleinen roten “Mökkis” (Sommerhäuschen) haben, die ganz versteckt und nur mit dem Boot zu erreichen sind. Während unserer Fahrt ging die Sonne immer weiter unter und es entwickelten sich teilweise wunderbare Farbspiele 🙂

Aja hiljaa silalla…

Friday, August 27th, 2010

… das bedeutet “Vorsichtig auf der Brücke fahren” und wurde zum wohlklingendsten Satz aller Sprachen der Welt gewählt 😉

Mir scheint, dass hier in Vaasa schon der Herbst eingekehrt ist, heute war es einfach nur kalt und ungemütlich. Das Verlangen nach meinem Wintermantel ist schon jetzt stark, wie gut, dass dieser erst mit meinem Restgepäck per Post eintreffen wird, sonst hätte ich ja bald gar keine Möglichkeit mehr, meine Klamottenschichten zu optimieren wenns erstmal richtig kalt wird. Aber ab dem Wochenende soll es angeblich wieder schöner werden…

Heute mussten wir uns bei der Uni registrieren, haben alle wichtigen Unterlagen bekommen und einen Bibliotheksausweis beantragt  etc. Jetzt bin ich also offiziell finnische Studentin 😉

Die Koordinatorin vom International Office hier, Juuli, ist sehr nett und hilfsbereit, so wie bis jetzt einfach alle hier. Juuli deshalb, weil man in Finnland kaum Leute mit Nachnamen anspricht, selbst in der Schule werden die Lehrer geduzt.

Ja, was ist sonst so passiert bisher? Im Moment herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm, Samstag Abend ist große Erasmus-Willkommensparty und nächste Woche gehts dann los mit der Orientierungswoche und vollem Programm.

Wir haben jetzt endlich Fahrräder!  Wir mussten 90€ zahlen und wenn wir wieder abreisen, bekommen wir die Hälfte davon wieder. Das ist eigentlich ein guter Deal, zumal es sich ziemlich gut fährt. Nachdem es gestern ausgiebig getestet wurde, schmerzt mein Po heute zwar nicht unerheblich wenn ich mich hinsetze, aber was solls 😉 Dafür ist es nicht ganz so schlimm, dass ich zur Zeit aufs Fitnessstudio verzichten muss, da ich bestimmt den einen oder anderen Kilometer fahren werde. Witzig ist, dass hier die meisten Fahrräder kein Licht haben… Gerade in einem Land, wo es im Winter nur ein paar Stunden hell wird, erwartet man das doch. Aber angeblich soll man sich dafür ganz viele Reflektoren an die Jacke und so weiter hängen.

Gestern sind wir dann direkt mit den neuen Errungenschaften zum “Edvinin Polku” gefahren, ein Skulpurenpark eines gewissen Edvin Hevonkoski am Stadtrand. Entlang eines Rundweges mitten durch den Wald stehen lauter lustige Skulpturen aus Holz und Metall. Da das Wetter halbwegs mitgespielt hat und es sogar angenehm warm war, war es richtig cool durch den Wald zu laufen und gefühlte 1000 Fotos zu machen 😉

Allerdings weiss ich jetzt auch wo sich die ganzen finnischen Mücken aufhalten, die ich vorher schon vermisst hatte…

Am Dienstag hat uns Meeria, die Tutorin eines anderen deutschen Mädels, eine kleine Tour durch die Uni gegeben. Die Uni ist super modern und hat sehr viel Charme, wie ich finde. Kleine Schwedenhäuschen mitten auf dem Campus, ein Gebäude ist eine alte Baumwollfabrik, das sogenannte “Fabriikki”-Gebäude, und die Bibliothek hat zum Meer hin eine komplett verglaste Front. Wie soll man sich denn da konzentrieren beim Lernen? 😀

Immer noch wundere ich mich über das Klischee des schwer zugänglichen und zurückhaltenden Finnen. Die meisten, wir bis jetzt getroffen haben, haben sich fast überschlagen vor Hilfsbereitschaft, reden und reden und geben einem Infos, die man eigentlich sogar erstmal gar nicht braucht. Vielleicht hat sich das Ganze heutzutage etwas gewandelt und es betrifft die jüngere Generation sowieso nicht mehr so, weil ja alle viel vernetzter und weltoffener sind.

Das Mensaessen ist herrlich! Heute gab es Lachs mit gerösteten Kartoffeln, wie immer Milch oder Wasser, Brot und Salat umsonst dazu und das alles für 2,50! Die finnische Kost ist jetzt keine Gourmetküche, es gibt viel Fisch und vor allem viiiel Kartoffeln und wirklich intensiv gewürzt wird hier auch nicht. Aber alles schmeckt frisch und ist total reichhaltig.

Was ich schon in Deutschland liebgewonnen habe, weil ich es selbst nachgebacken habe, sind finnische Pulla. Das sind Hefeteilchen mit Zimt und Kardamom, die es in verschiedensten Ausführungen gibt.

Die Finnen sind übrigens süchtig nach ihrem “Kahvi”(Kaffee) und sind sogar die Kaffeetrinker mit dem höchsten Verbrauch pro Kopf auf der Welt!

Tja, ansonsten haben wir hier auch schon das O’Malleys, einen netten Irish Pub getestet, wo wir mit anderen Erasmusstudenten waren.

Die Getränkepreise sind der Hammer. Wir haben für 0,5l Koff-Bier, das hier jeder trinkt, weil es einfach das günstigste(?) ist, 4,50 bezahlt. Auf der Tafel mit den Preisen stand aber sogar 6,50. Boah! Unglaublich!! Keine Ahnung ob wir in der Happy Hour da waren oder schon Studentenrabatt bekommen haben oder sonstwas…Da trink ich mein Bier dann doch extra langsam 😉

Morgen ist die Luftgitarrenweltmeisterschaft in Oulu, eine Stadt ca. 4h nördlich mit dem Zug! Seeehr lustige Sache. Ich wäre da so gerne hingefahren, aber das Geld für die lange Zugfahrt und Übernachtung spar ich lieber erstmal. Aber Meeria, die aus Oulu kommt, meinte schon, dass ich ja dann nächstes Jahr kommen kann 😀

Soo, das wars für heute..

Viele Grüße 🙂

Kollektive Spielsucht und Rentierpizza

Monday, August 23rd, 2010

Meine Schönwetter-Euphorie der ersten beiden Tage hat leider einen kleinen Dämpfer erlitten. Gestern und heute wurde es ziemlich nass von oben. Aber Vaasa bezeichnet sich selbst als sonnigste Stadt Finnlands und das lässt ja hoffen, dass bald Besserung in Sicht ist.

Wir haben uns jetzt mit zwei anderen deutschen Mädels getroffen, die auch schon hier sind und waren zusammen unterwegs. Ich finds einfach total genial, wie man hier mit eigentlich unbekannten Menschen auf Anhieb warm wird, einfach weil man in einem fremden Land dieselben Interessen hat: Spaß haben, möglichst viel erleben und mitnehmen vom Austauschsemester und natürlich nebenbei ein bisschen studieren 😉 Das ist echt cool und wird das bestimmt noch mehr sein, wenn erstmal die ganzen anderen internationalen Studenten da sind.

Das Wetter hat uns nicht davon abgehalten, die 30 Minuten Fußmarsch in die Stadt auf uns zu nehmen. Ich brauche unbedingt ein Fahrrad! Auch zur Uni braucht man zu Fuß in etwa so lange, dabei wäre es mit dem Rad ein Katzensprung, weil es eine gerade Strecke mit schönen breiten Wegen ist. Der Fahrrad-Verleih-Mensch hatte keine mehr und wir sollen morgen Nachmittag nochmal vorbeikommen… Also Daumen drücken 😉

Busse hat hier irgendwie noch keiner gesehen, obwohl vor dem Wohnheim eine Bushaltestelle ist. Allerdings fahren die wohl laut Plan auch nur bis 17 Uhr in die Stadt, sehr merkwürdige Sache..

Die Wohnviertel sehen sehr interessant aus, ein buntes Holzhäuschen neben dem anderen, eben so wie man es sich vorstellt. Auch der Bahnhof ist in einem ähnlichen Stil gehalten, das gefällt mir doch um Weiten besser als der Betonklotz in Hildesheim.

Überall sind Zebrastreifen, problematisch ist nur, dass die Autos nicht anhalten wenn man davor steht, erst wenn man losgegangen ist. Und ich dachte, das wäre nur in Italien so.

Einkaufen ist nach wie vor ein Abenteuer. Wir haben jetzt doch einen ganz coolen Supermarkt gefunden, so ähnlich sortiert wie der Edeka bei uns und die Preise sind dort auch ganz in Ordnung (S-Market). Alles ist zwar doch minimal teurer, aber man merkt es nicht so.. Ich habe uns sogar direkt einen Grundvorrat an Gewürzen zugelegt und eine Lasagne gezaubert.

Bei jedem Einkauf wird mir bitter bewusst, wie hilfreich es wäre, ein bisschen bewanderter im Finnischen zu sein. Wir haben 20 Minuten damit verbracht, einen Mülleimer und eine Wäschebox auszusuchen, einfach weil wir die Preise absolut nicht zuordnen konnten.

Auch die Abrechnungen hinterher sind immer sehr amüsant: “Was war Puolukkahillo doch gleich?” Google Translate hat aber bis jetzt noch immer die richtige Lösung geliefert, in diesem Fall Preiselbeermarmelade 🙂

Ansonsten bin ich stolz darauf, dass es beim Bezahlen schon gar nicht mehr auffällt, dass ich nicht finnisch bin. Mit “Hei hei”, “Kiitos” (Danke) und “Heippa!” (Tschüss) kann ich mich schon ganz gut durchschlagen 😉

Eine lustige Sache, die einem während dem Einkaufen auffällt, ist neben der Bezeichnung “Megapussi” (pussi=Tüte) für eine extragroße Packung mit Chips und dem Äquivalent “Minipussi” auch das große Regal mit Equipment zum Selbstbrauen von Bier, Wein und anderen Spirituosen. Da der Alkoholkonsum in Finnland überhand genommen hat, wurden nicht nur hohe Steuern auf Alkohol erhoben, sondern auch das alleinige Recht zum Verkauf von allem, was mehr als 4,7% hat, an die staatliche Kette “ALKO” mit nicht so freundlichen Öffnungszeiten gegeben. Man kriegt außer teurem Bier also nichts im Supermarkt und deshalb muss man sich ja zu helfen wissen. Tütchen mit Pulver zum Brauen, leere Flaschen, Kronkorken und Korken, all das kauft man im Supermarkt und experimentiert dann zuhause. Hätte das ja auch gerne direkt mal ausprobiert, aber leider scheiterte es wieder daran, dass ich nicht identifizieren konnte, was in den Tüten jeweils drin ist 😉

Außerdem sind die Finnen scheinbar verrückt nach Glücksspiel. In wirklich JEDEM noch so kleinen Geschäft, Tankstelle etc steht ein Spielautomat oder bestenfalls sogar mehrere. Die Leute, egal ob jung oder alt, gehen da nach ihrem Einkauf hin und verzocken ihr Wechselgeld. Angeblich soll der Inhalt der Automaten Projekten für Kinder zugute kommen, eigentlich ja also ne gute Sache 🙂

Ach ja, Vaasa ist eine offiziell zweisprachige Stadt, 25% der Menschen sprechen schwedisch. Finnland gehörte ja mehrere Jahrhunderte zu Schweden und Vaasa wurde vom schwedischen König Karl IX. Wasa gegründet. Bestimmt der Namensgeber des Knäckebrotes! Außerdem ist Schweden ja gar nicht so weit weg.

Manchmal sind die Produkte in den Läden auch zweisprachig ausgezeichnet und das ist doch hilfreich, weil es dem Deutschen viiiel mehr ähnelt und man Wortbedeutungen erahnen kann. Werde an der Uni wahrscheinlich auch einen Survival Swedish Course machen und wenns klappt, will ich auch über Turku mit der Fähre nach Stockholm. Mal sehen.

Deshalb gibt es übrigens in der Mensa auch leckere Köttbullar, sowie reichlich Auswahl davon im Supermarkt 😀

Sonst gibt es zum Thema Einkauf noch zu sagen, dass hier keine 1- und 2-Cent-Stücke benutzt werden. Es wird immer auf 5 Cent auf- oder abgerundet.

Heute waren wir an zwei verschiedenen Stränden hier, die bei schönem Wetter bestimmt herrlich sind. ich muss da unbedingt nochmal bei Sonne hin und am liebsten würde ich ja auch noch baden solange das Wasser noch halbwegs dazu einlädt… will ja alles mal ausprobiert haben 🙂

Man denke sich jetzt noch Sonne dazu (letzte Woche waren es wohl fast 30°C hier :/) und wer braucht dann schon Spanien 😀

Das Highlight heute war definitiv die Pizzeria, in der wir eine Rentierpizza mit dem Namen Berlusconi-Pizza gegessen haben! Die Story dazu ist die folgende:

Berlusconi hat sich wohl über die finnische Küche lustig gemacht und meinte, da würde man ja nur geräuchertes Rentier essen. Kurz darauf gab es in New York einen Pizza-Back-Wettbewerb und nicht etwa italienische Pizzabäcker gewannen, sondern eine finnische Pizza mit besagtem geräucherten Rentierfleisch, Pfifferlingen und roten Zwiebeln, die noch keinen Namen hatte. Man nannte sie kurzerhand Berlusconi-Pizza und die Kotipizza-Kette rächte sich an Berlusconi mit dem Slogan “Die Wahrheit: Berlusconi hat keine Eier (Nur geräuchertes Rentierfleisch, Eierschwammerl [österreichisch für Pfifferlinge] und rote Zwiebeln.” Gemein 😀

Die Pizza war eigentlich ganz gut, auch wenn das geräucherte Fleisch etwas gewöhnungsbedürftig war… Hier gibt es sogar Rentierdöner, muhaha!

So, mit dem Anekdötchen verabschiede ich mich,

Hauskaa paivää (Einen schönen Tag) 🙂

Bäume, Seen und ganz viel Sonne

Saturday, August 21st, 2010

Sooo, hier ist er nun endlich: Mein erster Eintrag aus dem sommerlichen Finnland! Seit zwei Tagen sind wir nun hier und was soll ich sagen: Ich bin entzückt! 😉

Ich werde nicht immer so viele Fotos hochladen, aber mal einen ersten Eindruck geben wies hier so aussieht 🙂

Aber mal von Anfang an…

Nachdem ich mich endlose Stunden damit gequält habe, den Kofferinhalt auf 20kg zu reduzieren und  nicht mal zwei Stunden geschlafen habe, hat dann mit dem Flug alles super geklappt und nachdem wir ganz finnisch-untypisch fast zwei Stunden im McDonald von Tampere verbracht haben, klappte auch die Zugfahrt nach Vaasa. Aber von wegen, die Finnen haben es so mit Pünktlichkeit, beide Züge hatten Verspätung! Von der Fahrt hab ich dann aufgrund von zunehmender Müdigkeit nicht allzu viel mitgekriegt, nur hin und wieder dann doch mal die Landschaft bestaunt: Wälder, Wälder und nochmal Wälder 😉 Es ist einfach die Natur, die mich an Finnland so fasziniert. Man bekommt da so ein Gefühl von Freiheit, es ist alles so… “frisch” und unberührt und es gibt tolle Kontraste, tiefblaues Wasser und richtig sattgrüne Wälder. Die Städte sind aber auch eher nicht sooo reizvoll im Allgemeinen, es gibt halt meistens keinen mittelalterlichen Stadtkern, weil die Häuser früher nur aus Holz waren und entweder verbrannt oder vermodert sind mit der Zeit.

In Vaasa hat uns dann direkt mein Tutor Oskar abgeholt. Als erstes haben wir dann den Mietvertrag unterschrieben und sind danach zu unserem Wohnheim gedüst. Angeblich haben wir DAS Partywohnheim in Vaasa erwischt (Tekla II) und laut Oskar wird es unmöglich sein, irgendwelche Hausarbeiten oder andere Sachen für die Uni zu machen, weil da immer irgendwas los ist. Ohjeee. Im Moment ist es noch recht ruhig hier, denn die Uni-Orientierungstage sind erst am 30. und 31.8. und auch die meisten Austauschstudenten (hier wohnen wohl fast nur internationale Studenten) kommen erst Ende nächster Woche. Naja, hier gibts natürlich auch eine Sauna, wie sollte es anders sein in Finnland, denn angeblich gibt es hier mehr Saunas als Autos 😀 Werd ich wohl demnächst das erste Mal in meinem Leben saunieren. Außerdem bedient man die Waschmaschine mit dem Handy, sehr lustig. Man wählt eine bestimmte Nummer und dann wird der Betrag (1,15 pro Waschgang) vom Handy abgebucht. Wir haben heute eine finnische Sim-Karte von der Uni bekommen, sogar mit 10€ Startguthaben. Hatte aber ein Zweithandy mit, sodass ich meine deutsche Nummer auch weiterhin nutzen kann.

Wir waren auch mit Oskar bei der Uni und konnten uns da in zwei Räumen aus riiiesigen Haufen Geschirr, Bettwäsche, etc raussuchen. einfach das was wir erstmal so gedenken zu brauchen. “Survival-Paket” nennt sich das.

Das coole ist, dass wir komplett freie Auswahl hatten und uns das beste rauspicken konnten, weil wir so früh angereist sind. Wir haben sogar die einzige Mikrowelle bekommen, die es gibt! Oskar hat dann extra sein Auto geholt um uns mit dem ganzen Kram wieder zum Wohnheim zu fahren. Der ist echt super nett und hilfsbereit. Und ich weiß echt nicht, woher genau das Bild vom schweigsamen Finnen kommt, alle die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind ziemlich offenherzig und redefreudig gewesen, eine Frau von der Uni hat uns sogar erzählt, dass sie ihre Tochter aus dem Kindergarten holen muss, ihr Mann nur am Wochenende da ist, etcpp. Aber angeblich sollen die Finnen im Sommer komplett anders sein als im Winter, wer weiß was uns noch erwartet 😀 Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass es sein kann, dass wir hier im Dezember -25°C haben, denn im Moment strahlt die Sonne und es ist T-Shirt-Wetter.

Die Mensa haben wir auch schon getestet heute, es gab Köttbullar mit Kartoffeln. Jeder kann sich umsonst aus einer Auswahl von verschiedenem leckeren finnischen Brot zwei Scheiben mit Butter beschmieren und dazu nehmen, genauso wie ein Glas Milch. Außerdem kann man sich die Größe der Portionen selbst zusammenstellen.

Einkaufen ist hier echt teurer als bei uns, aber das wusste ich ja vorher. Waren gestern in einem finnischen Kaufland-Verschnitt, wo es einfach alles gab, allerdings gab es zb. keine Packung mit 500g Nudeln, die unter 1,30 kostet… Naja, nehme ich halt den Aufenthalt hier als Anlass um ein bisschen auf meine Linie zu achten 😉 Das Essen in der Mensa ist preislich aber ungefähr genauso wie bei uns, nur (angeblich) besser. Das heute war auf jeden Fall gut.

Nächste Woche  wollen wir mal nach einem Fahrrad gucken. Das kann man hier nämlich gut gebrauchen, da die Busse nicht so oft fahren und auch ziemlich teuer sind. Angeblich gibt es einen Laden, wo man die recht günstig kaufen kann und hinterher die Hälfte des Preises wieder zurückkriegt. Mal schauen.

Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv und ich fühle mich schon jetzt ziemlich wohl 🙂

För fyra månander i Finland.

Sunday, February 7th, 2010

Da ich einen privaten Blog schrieb, war ich ein wenig faul auch hier von meinen Erlebnissen zu berichten. Mittlerweile kamen aber ein paar Anfragen, wie denn Finnland so war und nun wollte ich doch etwas schreiben und dann auch auf mein anderes Blog hinweisen.

Ich bin seit dem 18.12.2009 nach gut vier Monaten Finnland zurück in Deutschland. Es war schön dort und wäre nicht gerade Winter und müsste ich nicht meine Vordiplomarbeit schreiben, wäre ich vielleicht auch zurückgekehrt. Denn es gefiel mir dort schon sehr.

[Kurze wichtige Hinweise]
Die Universität heißt mittlerweile NOVIA Yrkeshögskolan, und auch nur der Hauptsitz ist in Vasa. Die Bereiche: Fotografie, Film und Kunst sind noch bis 2011 in Nykarleby, einer sehr kleinen Stadt, eine gute Autostunde von Vasa entfernt. Von Vasa habe ich also nicht viel gesehen. Von Nykarleby und dem Meer und dem Wald in der Gegend drumherum dafür mehr. Ebenso ist die Universität zwar in Finnland, gesprochen wird aber in der Region und auch an der Universität schwedisch. Finnland ist nun mal eben zweisprachig. Für die Deutschen ist das Schwedisch allerdings sehr leicht zu erlernen und gut verständlich nach einigen Wochen. Da aber auch alle Finnen sehr gutes Englisch sprechen, kam es nie zu Sprachschwierigkeiten. Und wenn einem weder das schwedisch, noch englische Wort für etwas einfällt, versucht man es mit Deutsch und nicht selten sah man dann nickende Köpfe, die meinten das das Wort eben auch im Schwedischen so oder so ähnlich laute.

Hier kann man mehr von meinem Auslandsaufenthalt in Finnland lesen:
http://finnlandbericht.blogspot.com/

Demnächst werde ich auch so etwas wie einen Nachbericht noch schreiben und die letzten Bilder hochladen.

Denn an meinem letzten Tag in Finnland wurden -26°C erreicht und der Fluss war schon durch die eisigen Temperaturen an den Vortagen gefroren und einmal wenigstens wollte ich auf dem Fluss laufen und davon wurden dann eben auch Beweisphotos gemacht.
Der letzte Tag war wirklich schön, dass ewige Grau am Himmel war verschwunden und die Sonne schien. Fast wurde es schwer zu gehen.

Also geht nach Finnland, wer keine Scheu vor Dunkelheit und Kälte hat. So schlimm war es auch überhaupt nicht. Denn schließlich gibt es dafür eine schöne Landschaft, eine tolle Uni und viele nette Menschen, denn die Finnen, die ich kennenlernte, waren jetzt nicht so verschlossen, wie viele glauben.
Wenn man allerdings sich für die Novia University of Applied Science entscheidet und dann auch noch Film/Fotografie/Kunst wählt, sollte man wissen, dass das Erasmussemester vielleicht nicht so wird, wie man sich das vorstellt. Denn es gibt wenig andere Austauschstudenten – meistens nur andere Deutsche – und die typischen Erasmusparties gibt es auch nicht. Dafür lernt man wirklich die Sprache und die anderen finischen/schwedischen Studenten kennen.

der letzte Tag in Finnland

der letzte Tag in Finnland

Tervetuola – Finnland empfängt Deutschland in Helsinki

Friday, November 13th, 2009

Kalt ist’s draußen, ziemlich kalt sogar. Als wir am Mittwochabend ankamen – in Frankfurt hatte ich auf dem Flughafen schon zwei Kolleginnen aus anderen Auslandsämtern getroffen und so kamen wir zu dritt hier in Helsinki an -, sahen wir auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt schon den Schnee liegen. Gut, dass ich warme Unterwäsche eingepackt hatte! 🙂
Es ist Nachmittag und ich habe eine kleine Verschnaufpause nach recht anstrengenden Tagen. Aber was tue ich hier überhaupt? Eingeladen hatten der DAAD und das finnische Pendant, der CIMO, zu einem Kontaktseminar in Helsinki.
Das Ziel: Finnische und deutsche Universitäten zusammenbringen, über ERASMUS und Bologna diskutieren, sich besser kennen lernen, die Kooperationen verbessern und neue mögliche Partneruniversitäten finden.
Der Weg: Die Deutschen (Vertreter von Auslandsämtern und Dozenten) reisen für vier Tage nach Finnland, wo sie mit den finnischen Kollegen zusammentreffen. So treffen insgesamt etwa 90 Teilnehmer aufeinander.
Das Resultat: Zwei Tage Reise, zwei Tage mit vollgepacktem Programm, viele, viele neue nette Kontakte und interessante kulturelle Beobachtungen.


Nach einem ersten gemeinsamen Abendessen im Hotel am Mittwoch hatten wir gestern einen langen, langen Vormittag vor allem mit Vorträgen. Ungewohnt war die Zeitumstellung: Da hatte man gerade erst die Umstellung auf Winterzeit in Deutschland verarbeitet, schon konnte man sich hier jetzt noch einmal umstellen – in Finnland sind die Menschen stets eine Stunde voraus! Insofern sahen wir alle recht müde aus, als der deutsche Botschafter uns um 9h (für uns 8h) morgens im Konferenzraum des CIMO begrüßte: Tervetuola, herzlich willkommen. Nach weiteren Grußworten ging es um die Hochschulsysteme in Finnland und Deutschland, ERASMUS in beiden Ländern und Motivation und Hindernisse der Studierenden, ins je andere Land zu gehen (hier erzählten ein finnischer Student und eine deutsche Studentin von ihren Erfahrungen).

Nachmittags begann dann die Kontaktmesse

Schon am Morgen hatte es eine kurze Vorstellungsrunde gegeben, jetzt pendelte man zwischen dem eigenen Stand und dem der finnischen Unis und knüpfte Kontakte, fragte nach Studiengängen, pries die eigene Uni an und sammelte Infomaterial. Erstaunlich viele der finnischen Partner konnten Deutsch, allgemein war die Sprache jedoch Englisch. Ein bunter, sehr reger und fruchtbarer Nachmittag, der uns schließlich nur noch eine knappe Stunde Zeit ließ, bevor wir uns am Hafen für eine kurze Fährfahrt rüber auf eine Insel trafen, wo ein gemeinsames Abendessen uns erwartete.

Die Inselgruppe war übrigens über lange Zeit Sitz erst von schwedischen, dann von russischen Truppen besetzt und wurde als Stützpunkt benutzt, heute ist eine der Inseln noch von der finnischen Navy “bewohnt” und untersteht ansonsten dem Erziehungsministerium… einen Unterwassertunnel zum Land soll es auch noch geben, den haben wir jedoch auf dem Rückweg nicht ausprobiert, sondern sind lieber wieder mit der Fähre zurückgefahren.
Zusammenfassung des Abendessens: Der finnische Fisch ist hervorragend! Und witzigerweise waren bis auf den Räucherlachs (es gab ein Buffet) alle Varianten des Herings, ja sogar das Fleisch und das Gemüse leicht süßlich – aber lecker! 🙂

Auch am nächsten Morgen ging es schon um 9h los, diesmal wurden sogenannte Best-Practice-Beispiele vorgestellt: Ein Double-Degree-Master “Werbung interkulturell” der Aabo Akademi und der Katholischen Universität Eichstätt sowie Internationalisation at home an der JAMK University of Applied Science in Jyväskylä. Solche Beispiele und die Gespräche sowohl mit den Finnen als auch mit deutschen Kollegen sind es, die Funken schlagen, neue Ideen entstehen lassen, die Motivation neu anstacheln, damit man auch zuhause an der eigenen Uni Neues ausprobiert oder Gewohntes verbessert. Ein Schatz an Erfahrungen, der hier miteinander geteilt wird!
Vertieft wurde das Ganze in der Abschlussdiskussion, in der es auch um die Frage ging, wie man ERASMUS zwischen Finnland und Deutschland noch vertiefen und verbessern kann. Es stellte sich nebenbei deutlich heraus, dass beide Seiten hoch zufrieden mit den Kooperationen sind und sowohl die deutschen als auch die finnischen Studierenden in aller Regel von ihrem Auslandssemester im anderen Land schwärmen. Wobei besonders in Finnland die Betreuung der Studierenden wirklich exzellent ist.

Nach einem frühen Lunch teilten wir uns dann in zwei Gruppen, um noch je drei finnische Unis bzw. Fachhochschulen in Helsinki zu besichtigen. Besonders interessant war für mich dabei natürlich die University of Helsinki. Sie hat rund 35.000 Studierende und ist in den Rankings eine der Top-Universitäten in Deutschland. Der Hauptcampus, an dem auch die Geisteswissenschaften angesiedelt sind, liegt mitten in der Stadt in einem ehrwürdigen Gebäude. Die Uni ist offiziell zweisprachig, finnisch und schwedisch, in der Praxis wegen des großen Angebots an englischsprachigen Veranstaltungen jedoch dreisprachig. Jedes Jahr empfängt sie etwa 1500 international students aus 107 Ländern, die vor allem wegen der Qualität der Lehre, der guten Betreuung, dem englischsprachigen Angebot, der relaxten Atmosphäre und der guten Ausstattung bspw. in Sachen Computer, Bibliotheken und Sport kommen. Attraktiv ist auch, dass die incomings an der Uni Helsinki sehr frei in der Wahl ihrer Kurse sind, es gibt wenig Restriktionen, was die Fakultäten angeht.

Nach diesem eindrucksvollen Besuch ging es noch weiter an die Metropolia University of Applied Sciences und an die Haaga-Helia University of Applied Sciences, beides – wie der Name schon sagt – eher praktisch orientierte Einrichtungen, mit denen wir bisher noch nicht kooperieren.
Insgesamt haben diese Besuche und vor allem auch die Infomesse am Vortrag doch einige Ideen und Namen von Kontaktpersonen ergeben, um neue Kooperationen in die Wege zu leiten bzw. alte zu erweitern.

Der Abschied heute Abend wird nicht leicht fallen, denn die Finnen waren außerordentlich gastfreundlich, herzlich und hilfsbereit. Ein sehr warmherziges Volk in einem Land der eher niedrigen Temperaturen. Einem Land jedoch auch der herben Schönheit, was die Landschaft angeht. Ich kann nur jeder und jedem empfehlen, es selbst zu erleben!