So, hier melde ich mich mal wieder mit einem schicken Reisebericht aus dem mittlerweile dauerhaft etwa -10°C kalten Vaasa. Da will jeder Weg wohlüberlegt sein, weil auf den Bürgersteigen auch kein Salz getreut wird und somit alles eine einzige Schlitterbahn ist. Wir fahren meistens trotzdem mit dem Rad und wenn ich wieder in Deutschland bin, wird mich nichts mehr schocken.
Aber: Ich liebe den Winter hier! Genauso wie jede andere Jahreszeit, da alle einfach immer besonders extrem ausgeprägt sind.
Um zum eigentlichen Thema dieses Eintrages zu kommen… Am Donnerstag ging es auf eine fünftägige Reise, die ich ganz besonders herbeigesehnt habe und unvergesslich bleiben wird. Wir hatten die einmalige Gelegenheit, mit der Organisation Timetravels einen total günstigen Studententrip ins russische Sankt Petersburg mitzumachen, sogar visafrei. Von Helsinki aus ging es also gemeinsam mit anderen Studenten aus ganz Finnland per Nachtfähre auf die zwölfstündige Fahrt. Wenn man eine lange Zeit in Finnland gelebt hat, kann der Kontrast größer wohl nicht sein, der uns in Russland erwartete. Mit einer Einwohnerzahl von fünf Millionen leben dort genau so viele Menschen wie in ganz Finnland. Außerdem ist es unglaublich laut, hektisch, chaotisch und verschmutzt von Abgasen. Sogar um Mitternacht tobte der Verkehr noch auf den Straßen in der Innenstadt, stauten sich die Autos und schoben sich die Menschen auf den Bürgersteigen. Vielleicht dieses Wochenende noch ein bisschen mehr, da Putin zu Gast in der Stadt war. Das Gefühl von Freiheit und Sicherheit, das sich in Finnland schnell entwickelt hat, war verschwunden und wurde ersetzt durch einen besonders gründlichen Blick auf unsere Taschen. Trotzdem war alles unglaublich TOLL und faszinierend!! Wohin das Auge reichte, überall Bauten, die sich in ihrer Größe und Pracht gegenseitig übertrumpften. Dass der Trip so organisiert war und wir zwei supernette Guides hatten, die total motiviert und hilfsbereit waren, war das Beste, das uns passieren konnte. Alleine wären wir nur beschwerlich und viel langsamer klargekommen. Schon das Suchen nach einem Restaurant gestaltete sich dank der kyrilischen Schrift einmal sehr schwer 😀
Das Programm, das uns geboten wurde, war einfach absolut genial. Wir haben in den paar Tagen sooo viel gesehen, die russische Kultur erlebt und (natürlich) auch ganz viel landestypisches Essen probieren können 😉 Nur Pfannkuchen mit rotem Kaviar werde ich wohl kein zweites Mal probieren… Bäh!
Gleich nach Ankunft in Sankt Petersburg ging es auf eine ausführliche Stadttour mit dem Bus. Gezeigt wurde uns als erstes die Peter-und-Paul-Festung, zu der wir genau pünktlich kamen, um zur Mittagszeit einen jeden Tag abgefeuerten Kanonenschuss mitzubekommen, die Blutkirche, eine wunderbare russisch-orthodoxe Kirche mit atemberaubenden Mosaiken im Inneren, die Aurora, welche ein ehemaliges Kriegsschiff der zaristischen Marine ist und viele andere interessante Dinge und Orte…
Highlights waren der Besuch im Katharinenpalast im 30 Kilometer entfernten Puschkin mit dem restaurierten Bernsteinzimmer und natürlich auch eine Führung durch die Hermitage mitsamt Winterpalast, gemeinsam mit dem Louvre das größte Kunstmuseum der Welt. Absolut beeindruckend!!
Hinsichtlich Freizeitprogramm hatten wir ein typisch russisches Dinner mit ganzen fünf Gängen. Unter anderem gab es Borschtsch (Suppe mit roter Beete), Julienne (Pilze mit Käse überbacken) und Schweinefleisch mit Kartoffelspalten.. Mmh! Und wie sich das gehört, gab es vor jedem Gang ein Gläschen “Russisches Wasser”, also Wodka 😀 PUR selbstverständlich! Ich muss sagen, der war echt ganz gut. Viel besser als der, den ich bis jetzt in Finnland oder Deutschland pur probiert habe. Naja, dementsprechend lustig ging es dann auch irgendwann zu, zumal wir noch Privatunterhaltung hatten von einer Folkloregruppe, die neben Musik auch noch einige lustige Spielchen mit uns gemacht hat 🙂
Richtig cool war auch die nächtliche Fahrt durch Sankt Petersburg mit einer Limousine! Dabei wurde laut Musik gehört und Champagner getrunken! Yeah! Das nenn ich mal ein Leben 😉
Es bleibt zu sagen, dass das Wochenende wirklich genial war und ich sehr froh bin, die Gelegenheit hatte, diese schöne Stadt zu sehen und erleben, auch wenn ich niemals dort leben könnte! Als wir wieder in Helsinki angekommen waren, hat sich dort doch alles sehr heimisch angefühlt 🙂
Trotzdem bin ich neugierig geworden, irgendwann auch nochmal Moskau zu besuchen. Vor allem nachdem eine andere Erasmusstudentin hier, die dort lebt, erzählt hat, dass Sankt Petersburg für sie wie Erholung ist 😀
Ich würde jedem Erasmusstudenten in Vaasa diesen Trip wirklich empfehlen, da er sich auf jeden Fall lohnt. Sehr viele haben die Chance auch genutzt, an einem von mehreren angebotenen Terminen teilzunehmen.
Für Lisa und mich war der krönende Abschluss noch eine nachmittägliche Spritztour von Helsinki aus nach Porvoo, das angeblich schönste Städtchen Finnlands. Für uns ist es das nach dem Besuch definitiv auch wirklich, zumindest von denen, die ich gesehen habe.
Zum Schluss noch ein paar Bildchen und До свидания! (Auf Wiedersehen! :))