Uni auf Finnisch und Trip nach Tampere

Nun haben wir schon eine Uniwoche hinter uns und ich kann ein bisschen was über den Studienalltag hier berichten. Erstmal gibt es in Finnland wie bei uns zwei Semester innerhalb eines Studienjahres, einmal das “Syyslukukausi” (Herbstsemester), welches von September bis Dezember geht und daran anschließend das “Kevätlukukausi” (Frühlingssemester), das im Mai endet. Beide sind jedoch nochmal in zwei Abschnitte unterteilt und die Kurse liegen entweder im ersten oder zweiten Teil des Semesters und schließen auch dann sofort mit der Klausur ab. Das finde ich eigentlich ziemlich gut, so hat man nicht wie zuhause alle Prüfungen auf einem Haufen am Ende des Semesters. Außerdem beschäftigt man sich zwangsweise intensiver mit den jeweiligen Kursen, weil man sie mindestens zweimal pro Woche hat und dafür nicht so viele andere. Jaja, ein Hoch auf das finnische Bildungssystem 😉

Deshalb habe ich jetzt neben meinem “Survival Finnish”-Kurs drei andere Kurse erstmal: “International Management”, “Introduction fo Intercultural Communication and Culture Studies” und “Finnish History and Culture”. Ab November werden diese dann voraussichtlich abgelöst von  “Cross-Cultural-Managament”,  “Culture, History and Identity” und “International Business Negotiations”. Leider werden keinerlei Kurse aus dem informationswissenschaftlichen Bereich angeboten, somit haben wir uns bei den Intercultural Studies bedient. Mit International Management habe ich einen BWL-Kurs erwischt und hoffe, dass ich das ohne Vorkenntnisse schaffe, weil ich mich in eine Projektgruppe mit vier Finnen eingetragen habe. Ich dachte, man muss ja die Gelegenheit nutzen und mit waschechten Finnen zusammenarbeiten 🙂

Im Finnisch-Sprachkurs ist bis jetzt nichts aufregendes passiert, da wir das alles schon in Hildesheim hatten… Ich bereue es ein bisschen, nicht den Schwedischkurs gemacht zu haben, aber leider durfte man nur einen von beiden wählen. Dabei klingt Schwedisch soo cool wenn es gesprochen wird und soll für Deutsche sehr einfach zu lernen sein. Naja, vielleicht belege ich dann zuhause mal einen Kurs 🙂

Hier aber mal eine Kostprobe aus der finnischen Sprachwelt, eine Sprache, die mit keiner anderen europäischen Sprache verwandt ist ausser dem ungarischen, 15 verschiedene Fälle kennt, dafür keine Präpositionen und Artikel, was zu unglaublich langen Wörtern führen kann, und y, ä und ö liebt 😀

Kehitysyhteistyötyöpajesunnitteluprojektirahaanomus

bedeutet “Application for money for projects in developing countries” und wurde wohl tatsächlich während einem Meeting von einem nichtfinnischen Kollegen der Dozentin gesehen, welcher sich als einziger darüber gewundert hat 😀

Ein wichtiger Tipp noch: Den Beitrag für die Student Union zu bezahlen (55€ + 17€  für die Herstellung der Karte) lohnt meiner Meinung nach nicht. Man kann sich auch ohne Mitglied zu sein eine Karte holen, um vergünstigt in der Mensa zu essen und muss nur 8€ bezahlen um den Zugrabatt in Anspruch nehmen zu können. Der einzige Vorteil, den ich noch sehe ist, dass man Anspruch auf den Student Health Care Service hat, aber mit jeder ordentlichen Kankenversicherung aus Deutschland sollte es auch bei normalen Ärzten keine Probleme geben. Die Nachrichten über Partys etc bekommt man trotzdem und außerdem dauert es ewig bis die Karte denn mal fertig ist, einen Monat warten wir nun schon fast drauf und 1/4 des Aufenthalts ist bald rum. Um günstiger reisen zu können, haben wir die 8€ für den Zugrabatt nun trotzdem noch gezahlt.

Am Wochenende waren wir in Tampere bei zwei Kommilitoninen aus Hildesheim. Tampere ist nach dem Ballungsgebiet Helsinki und Espoo die zweitgrößte Stadt Finnlands, mit spektakulären 250 000 Einwohnern und zweieinhalb Stunden Zugfahrt von Vaasa entfernt.

Tampere ist eine schöne Stadt, mit einem netten Einkaufsboulevard und wie jede finnische Stadt mit viel Grün.

Am Freitag konnten wir die Stadt bei strahlendem Sonnenschein genießen, was wir ausgenutzt haben und ein bisschen im Pyynikki-Naturschutzgebiet gewandert sind. Dort sind wir auf einen Aussichtsturm geklettert und haben einen schönen Blick über die zwei Seen, zwischen denen Tampere liegt, und auf einen weiteren Aussichtsturm genossen, den Näsinneula Observation Tower, welcher mit 173 Metern der höchste Skandinaviens ist. Ach ja, unser Turm befand sich auf dem höchsten Moränenhügel Finnlands. Lauter Superlative 😀

Nach einer kurzen Stärkung mit frischen Kardamom-Donuts (mmh) sind wir noch durchs Pispala-Viertel gelaufen, das alte Arbeiterviertel mit schönen Holzhäusern und einer tollen Aussicht.

Außerdem stand noch das Muminmuseum auf dem Programm, jaaaaa. Nicht alle aus unserer Gruppe sind so begeistert von den kleinen finnischen Trollen wie ich, aber ich liebe die einfach und sie wecken Kindheitserinnerungen 🙂

Es wurde ihnen in Tampere also sogar ein ganzes Museum gewidmet, wo Szenen aus den Büchern nachgestellt wurden in Schaukästen und man Zeichnungen bewundern konnte.

Außerdem haben wir uns noch das Finlayson-Gebäude angeguckt, eine ehemalige Baumwollfabrik aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, die das älteste und bedeutendste Industriezentrum Finnlands war, gelegen an den berühmten Tammerkoski-Stromschnellen, welche die beiden Seen Tamperes miteinander verbinden.

Die Firma Nokia wurde übrigens auch in Tampere gegründet  (besser gesagt im Städtchen Nokia, das direkt angrenzt) und produzierte früher nicht Handys, sondern Gummistiefel 🙂

Nach einem ausgiebigen Mahl bei Hesburger, dem finnischen McDonald, kam das Highlight des Tages: Die Feuershow “Lemminkäisen Temppeli” in einem Freilichttheater! Die Tutoren unserer Freunde aus Tampere hatten ihnen das als “typisch finnisch” empfohlen und so konnten wir uns das natürlich auch nicht entgehen lassen. So saßen wir also auf einer Holztribüne draussen mitten zwischen Bäumen, die sich gedreht hat, sodass man die einzelnen Szenen nacheinander bestaunen konnte. Thema des Stückes war ein Teil aus dem Kalevala, dem finnischen Nationalepos, das ganz viele Heldensagen und Mythengesänge enthält. Es war wunderbar, Spiele mit Feuerfackeln, ein Wikingerschiff, das durch ein Flammenmeer fuhr, Gesänge und wenn auf msytische Weise geredet wurde, klang es genauso so wie die Elben bei Herr der Ringe… Was allerdings kein Wunder ist, denn Tolkien hat Finnisch beherrscht und diese Sprache als Vorlage für seine Elben genommen und der Kalevala-Epos diente ihm als Vorlage für Herr der Ringe.

Am nächsten Tag haben wir dann noch Mittag in der Mensa  der Uni von Tampere gegessen und den Nachtisch in einem Wikingerestaurant zu uns genommen! Es gab “Chocolate Cake from Asgard”, mit Blaubeermarmelade und gerösteten Mandeln, und wie sich das gehört, dazu ein Glas Milch. Herrlich.

Danach ging es wieder zurück nach Vaasa, wo wir heute einen sehr verregneten Sonntag haben.

Morgen heißt es dann wieder ab zur Uni, bevor wir am Donnerstag zu unserer erstmal letzten Reise starten. Mit dem Zug geht es ins finnische Turku und dann per Nachtfähre für zwei Tage nach Stockholm. Yeah!! 🙂

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