Archive for August, 2010

Die Sonne gibt es doch noch!

Tuesday, August 31st, 2010

Nachdem ich fast schon nicht mehr damit gerechnet habe, hat mich doch tatsächlich gestern morgen beim Blick aus dem Fenster die strahlende Sonne begrüßt. Zu dumm, dass wir von 10:00 bis 16:00 Orientierungstag hatten und der Hörsaal keine Fenster hatte. Aber immerhin sind die Sitze dort gepolstert und wir haben die Mittagspause am Wasser genossen. Abends wurde dann die Chance genutzt und zum Strand und auf ein kleines Inselchen geradelt, um dort den Sonnenuntergang zu verfolgen. Ich kann einfach nicht genug davon kriegen.

Jetzt hab ich aber auch bald genug sommerliche Bilder und ich freu mich schon das alles im Schnee zu sehen hoffentlich 😀

Die Temperaturen waren gestern Nacht schon winterlich scheinbar, meine Wetter-anzeige auf dem PC hat um etwa Mitternacht 4°C gemeldet *brrr*

Naja, um nochmal zu den Orientierungstagen zurückzukommen: Gestern und heute hatten wir straffes Programm, das aus nicht enden wollenden Vorträgen über die studentische Gesundheitsvorsorge, die Student Union, die Wohnheimvermittlung, die einzelnen Fachbereiche, das Studieren an sich und viiiielen anderen Themen bestand. Das Highlight war das kostenlose Mensaessen, das wir bekommen haben 😀

Um das Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen:

Wir haben einen Ausflug nach “Vanha Vaasa” gemacht, das alte Vaasa. Dieses besteht aus ein paar Ruinen und befindet sich etwa 6 Kilometer von der Stadt entfernt. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es hier nämlich einen großen Brand, dem fast alle Gebäude zum Opfer fielen und man baute die Stadt am heutigen Standort wieder neu auf. Geblieben sind aus alten Zeiten nur die Überreste, die wir uns angeschaut haben.

Abends sind wir dann losgezogen zur großen Erasmus-Willkommensparty im “Fontana”, der einzigen Disco hier in Vaasa. Aber vorher waren wir mit einer finnischen Tutorin und anderen Erasmus-Studenten noch Pizza essen und diese Pizza war definitiv eine der besseren Pizzen, die ich in meinem Leben gegessen habe UND der Beweis, dass man auch hier toll und günstig essen gehen kann!! Manche haben sich eine Pizza geteilt und die halben waren so groß wie eine normale ungefähr bei uns und die ganze somit einfach riiiiesig 🙂 Und dazu gab es dann noch Salatbuffet und Wasser (gibt es wie in Spanien immer dazu) und ich war mit 6€ dabei. Nachts habe ich mich dann noch über den Rest Pizza gefreut.

Danach gings also ins Fontana, wo sich dann bestimmt über 200 Austauschstudenten tummelten. Los ging es mit allerlei Spielchen, wie zum Beispiel dem Knäckebrotcontest: Wer kann aus einer großen Scheibe Knäckebrot am besten den Umriss von Finnland knabbern?

Die finnischen Tutoren hatten alle ihre Uni-Partyoveralls an. In Finnland ist es nämlich üblich, dass jede Uni ihren eigenen Overall mit einer anderen Farbe hat, in Vaasa ist er rot. Auf jeder Studentenparty wird dieser angezogen und man bekommt einen Patch, den man sich dann auf die Hose näht und natürlich versucht, mehr zu sammeln als die anderen.

Die Getränke waren eigentlich finanzierbar, weil es zwischen 22 Uhr und Mitternacht coole Happy Hour-Preise gab: Apple Cider, Long Drink, etc. für nur 1,50. Unter Long Drink versteht man in Finnland ein ganz bestimmtes Getränk, nämlich Grapefruitlimonade mit Gin, das hier seeehr beliebt ist und mir auch ganz gut schmeckt.

Na gut, ich ernähre mich weiter von finnischer Schokolade (Ich habe weiße Schokolade mit Heidelbeeren entdeckt und die ist leeeecker) und werde mich dem Stundenplan widmen.

Die längste Hängebrücke Finnlands…

Saturday, August 28th, 2010

… konnten wir gestern dank des supernetten Vaters eines anderen Mädels bestaunen, der mit einem Mietwagen hier unterwegs ist und uns mit auf eine von unzähligen Schäreninseln vor der Küste Vaasas genommen hat. Diese ist über die sogenannte Replot-Brücke mit dem Festland verbunden, welche mit 1045 Metern die längste ihrer Art in Finnland ist.

Das gesamte Archipelago dort gehört sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wir sind bis ganz ans andere Ende der Insel gefahren und es war herrlich!! Nichts als Bäume links und rechts, Wasser mit kleinen Inselchen, auf denen die Finnen ihre kleinen roten “Mökkis” (Sommerhäuschen) haben, die ganz versteckt und nur mit dem Boot zu erreichen sind. Während unserer Fahrt ging die Sonne immer weiter unter und es entwickelten sich teilweise wunderbare Farbspiele 🙂

Aja hiljaa silalla…

Friday, August 27th, 2010

… das bedeutet “Vorsichtig auf der Brücke fahren” und wurde zum wohlklingendsten Satz aller Sprachen der Welt gewählt 😉

Mir scheint, dass hier in Vaasa schon der Herbst eingekehrt ist, heute war es einfach nur kalt und ungemütlich. Das Verlangen nach meinem Wintermantel ist schon jetzt stark, wie gut, dass dieser erst mit meinem Restgepäck per Post eintreffen wird, sonst hätte ich ja bald gar keine Möglichkeit mehr, meine Klamottenschichten zu optimieren wenns erstmal richtig kalt wird. Aber ab dem Wochenende soll es angeblich wieder schöner werden…

Heute mussten wir uns bei der Uni registrieren, haben alle wichtigen Unterlagen bekommen und einen Bibliotheksausweis beantragt  etc. Jetzt bin ich also offiziell finnische Studentin 😉

Die Koordinatorin vom International Office hier, Juuli, ist sehr nett und hilfsbereit, so wie bis jetzt einfach alle hier. Juuli deshalb, weil man in Finnland kaum Leute mit Nachnamen anspricht, selbst in der Schule werden die Lehrer geduzt.

Ja, was ist sonst so passiert bisher? Im Moment herrscht noch die Ruhe vor dem Sturm, Samstag Abend ist große Erasmus-Willkommensparty und nächste Woche gehts dann los mit der Orientierungswoche und vollem Programm.

Wir haben jetzt endlich Fahrräder!  Wir mussten 90€ zahlen und wenn wir wieder abreisen, bekommen wir die Hälfte davon wieder. Das ist eigentlich ein guter Deal, zumal es sich ziemlich gut fährt. Nachdem es gestern ausgiebig getestet wurde, schmerzt mein Po heute zwar nicht unerheblich wenn ich mich hinsetze, aber was solls 😉 Dafür ist es nicht ganz so schlimm, dass ich zur Zeit aufs Fitnessstudio verzichten muss, da ich bestimmt den einen oder anderen Kilometer fahren werde. Witzig ist, dass hier die meisten Fahrräder kein Licht haben… Gerade in einem Land, wo es im Winter nur ein paar Stunden hell wird, erwartet man das doch. Aber angeblich soll man sich dafür ganz viele Reflektoren an die Jacke und so weiter hängen.

Gestern sind wir dann direkt mit den neuen Errungenschaften zum “Edvinin Polku” gefahren, ein Skulpurenpark eines gewissen Edvin Hevonkoski am Stadtrand. Entlang eines Rundweges mitten durch den Wald stehen lauter lustige Skulpturen aus Holz und Metall. Da das Wetter halbwegs mitgespielt hat und es sogar angenehm warm war, war es richtig cool durch den Wald zu laufen und gefühlte 1000 Fotos zu machen 😉

Allerdings weiss ich jetzt auch wo sich die ganzen finnischen Mücken aufhalten, die ich vorher schon vermisst hatte…

Am Dienstag hat uns Meeria, die Tutorin eines anderen deutschen Mädels, eine kleine Tour durch die Uni gegeben. Die Uni ist super modern und hat sehr viel Charme, wie ich finde. Kleine Schwedenhäuschen mitten auf dem Campus, ein Gebäude ist eine alte Baumwollfabrik, das sogenannte “Fabriikki”-Gebäude, und die Bibliothek hat zum Meer hin eine komplett verglaste Front. Wie soll man sich denn da konzentrieren beim Lernen? 😀

Immer noch wundere ich mich über das Klischee des schwer zugänglichen und zurückhaltenden Finnen. Die meisten, wir bis jetzt getroffen haben, haben sich fast überschlagen vor Hilfsbereitschaft, reden und reden und geben einem Infos, die man eigentlich sogar erstmal gar nicht braucht. Vielleicht hat sich das Ganze heutzutage etwas gewandelt und es betrifft die jüngere Generation sowieso nicht mehr so, weil ja alle viel vernetzter und weltoffener sind.

Das Mensaessen ist herrlich! Heute gab es Lachs mit gerösteten Kartoffeln, wie immer Milch oder Wasser, Brot und Salat umsonst dazu und das alles für 2,50! Die finnische Kost ist jetzt keine Gourmetküche, es gibt viel Fisch und vor allem viiiel Kartoffeln und wirklich intensiv gewürzt wird hier auch nicht. Aber alles schmeckt frisch und ist total reichhaltig.

Was ich schon in Deutschland liebgewonnen habe, weil ich es selbst nachgebacken habe, sind finnische Pulla. Das sind Hefeteilchen mit Zimt und Kardamom, die es in verschiedensten Ausführungen gibt.

Die Finnen sind übrigens süchtig nach ihrem “Kahvi”(Kaffee) und sind sogar die Kaffeetrinker mit dem höchsten Verbrauch pro Kopf auf der Welt!

Tja, ansonsten haben wir hier auch schon das O’Malleys, einen netten Irish Pub getestet, wo wir mit anderen Erasmusstudenten waren.

Die Getränkepreise sind der Hammer. Wir haben für 0,5l Koff-Bier, das hier jeder trinkt, weil es einfach das günstigste(?) ist, 4,50 bezahlt. Auf der Tafel mit den Preisen stand aber sogar 6,50. Boah! Unglaublich!! Keine Ahnung ob wir in der Happy Hour da waren oder schon Studentenrabatt bekommen haben oder sonstwas…Da trink ich mein Bier dann doch extra langsam 😉

Morgen ist die Luftgitarrenweltmeisterschaft in Oulu, eine Stadt ca. 4h nördlich mit dem Zug! Seeehr lustige Sache. Ich wäre da so gerne hingefahren, aber das Geld für die lange Zugfahrt und Übernachtung spar ich lieber erstmal. Aber Meeria, die aus Oulu kommt, meinte schon, dass ich ja dann nächstes Jahr kommen kann 😀

Soo, das wars für heute..

Viele Grüße 🙂

Kollektive Spielsucht und Rentierpizza

Monday, August 23rd, 2010

Meine Schönwetter-Euphorie der ersten beiden Tage hat leider einen kleinen Dämpfer erlitten. Gestern und heute wurde es ziemlich nass von oben. Aber Vaasa bezeichnet sich selbst als sonnigste Stadt Finnlands und das lässt ja hoffen, dass bald Besserung in Sicht ist.

Wir haben uns jetzt mit zwei anderen deutschen Mädels getroffen, die auch schon hier sind und waren zusammen unterwegs. Ich finds einfach total genial, wie man hier mit eigentlich unbekannten Menschen auf Anhieb warm wird, einfach weil man in einem fremden Land dieselben Interessen hat: Spaß haben, möglichst viel erleben und mitnehmen vom Austauschsemester und natürlich nebenbei ein bisschen studieren 😉 Das ist echt cool und wird das bestimmt noch mehr sein, wenn erstmal die ganzen anderen internationalen Studenten da sind.

Das Wetter hat uns nicht davon abgehalten, die 30 Minuten Fußmarsch in die Stadt auf uns zu nehmen. Ich brauche unbedingt ein Fahrrad! Auch zur Uni braucht man zu Fuß in etwa so lange, dabei wäre es mit dem Rad ein Katzensprung, weil es eine gerade Strecke mit schönen breiten Wegen ist. Der Fahrrad-Verleih-Mensch hatte keine mehr und wir sollen morgen Nachmittag nochmal vorbeikommen… Also Daumen drücken 😉

Busse hat hier irgendwie noch keiner gesehen, obwohl vor dem Wohnheim eine Bushaltestelle ist. Allerdings fahren die wohl laut Plan auch nur bis 17 Uhr in die Stadt, sehr merkwürdige Sache..

Die Wohnviertel sehen sehr interessant aus, ein buntes Holzhäuschen neben dem anderen, eben so wie man es sich vorstellt. Auch der Bahnhof ist in einem ähnlichen Stil gehalten, das gefällt mir doch um Weiten besser als der Betonklotz in Hildesheim.

Überall sind Zebrastreifen, problematisch ist nur, dass die Autos nicht anhalten wenn man davor steht, erst wenn man losgegangen ist. Und ich dachte, das wäre nur in Italien so.

Einkaufen ist nach wie vor ein Abenteuer. Wir haben jetzt doch einen ganz coolen Supermarkt gefunden, so ähnlich sortiert wie der Edeka bei uns und die Preise sind dort auch ganz in Ordnung (S-Market). Alles ist zwar doch minimal teurer, aber man merkt es nicht so.. Ich habe uns sogar direkt einen Grundvorrat an Gewürzen zugelegt und eine Lasagne gezaubert.

Bei jedem Einkauf wird mir bitter bewusst, wie hilfreich es wäre, ein bisschen bewanderter im Finnischen zu sein. Wir haben 20 Minuten damit verbracht, einen Mülleimer und eine Wäschebox auszusuchen, einfach weil wir die Preise absolut nicht zuordnen konnten.

Auch die Abrechnungen hinterher sind immer sehr amüsant: “Was war Puolukkahillo doch gleich?” Google Translate hat aber bis jetzt noch immer die richtige Lösung geliefert, in diesem Fall Preiselbeermarmelade 🙂

Ansonsten bin ich stolz darauf, dass es beim Bezahlen schon gar nicht mehr auffällt, dass ich nicht finnisch bin. Mit “Hei hei”, “Kiitos” (Danke) und “Heippa!” (Tschüss) kann ich mich schon ganz gut durchschlagen 😉

Eine lustige Sache, die einem während dem Einkaufen auffällt, ist neben der Bezeichnung “Megapussi” (pussi=Tüte) für eine extragroße Packung mit Chips und dem Äquivalent “Minipussi” auch das große Regal mit Equipment zum Selbstbrauen von Bier, Wein und anderen Spirituosen. Da der Alkoholkonsum in Finnland überhand genommen hat, wurden nicht nur hohe Steuern auf Alkohol erhoben, sondern auch das alleinige Recht zum Verkauf von allem, was mehr als 4,7% hat, an die staatliche Kette “ALKO” mit nicht so freundlichen Öffnungszeiten gegeben. Man kriegt außer teurem Bier also nichts im Supermarkt und deshalb muss man sich ja zu helfen wissen. Tütchen mit Pulver zum Brauen, leere Flaschen, Kronkorken und Korken, all das kauft man im Supermarkt und experimentiert dann zuhause. Hätte das ja auch gerne direkt mal ausprobiert, aber leider scheiterte es wieder daran, dass ich nicht identifizieren konnte, was in den Tüten jeweils drin ist 😉

Außerdem sind die Finnen scheinbar verrückt nach Glücksspiel. In wirklich JEDEM noch so kleinen Geschäft, Tankstelle etc steht ein Spielautomat oder bestenfalls sogar mehrere. Die Leute, egal ob jung oder alt, gehen da nach ihrem Einkauf hin und verzocken ihr Wechselgeld. Angeblich soll der Inhalt der Automaten Projekten für Kinder zugute kommen, eigentlich ja also ne gute Sache 🙂

Ach ja, Vaasa ist eine offiziell zweisprachige Stadt, 25% der Menschen sprechen schwedisch. Finnland gehörte ja mehrere Jahrhunderte zu Schweden und Vaasa wurde vom schwedischen König Karl IX. Wasa gegründet. Bestimmt der Namensgeber des Knäckebrotes! Außerdem ist Schweden ja gar nicht so weit weg.

Manchmal sind die Produkte in den Läden auch zweisprachig ausgezeichnet und das ist doch hilfreich, weil es dem Deutschen viiiel mehr ähnelt und man Wortbedeutungen erahnen kann. Werde an der Uni wahrscheinlich auch einen Survival Swedish Course machen und wenns klappt, will ich auch über Turku mit der Fähre nach Stockholm. Mal sehen.

Deshalb gibt es übrigens in der Mensa auch leckere Köttbullar, sowie reichlich Auswahl davon im Supermarkt 😀

Sonst gibt es zum Thema Einkauf noch zu sagen, dass hier keine 1- und 2-Cent-Stücke benutzt werden. Es wird immer auf 5 Cent auf- oder abgerundet.

Heute waren wir an zwei verschiedenen Stränden hier, die bei schönem Wetter bestimmt herrlich sind. ich muss da unbedingt nochmal bei Sonne hin und am liebsten würde ich ja auch noch baden solange das Wasser noch halbwegs dazu einlädt… will ja alles mal ausprobiert haben 🙂

Man denke sich jetzt noch Sonne dazu (letzte Woche waren es wohl fast 30°C hier :/) und wer braucht dann schon Spanien 😀

Das Highlight heute war definitiv die Pizzeria, in der wir eine Rentierpizza mit dem Namen Berlusconi-Pizza gegessen haben! Die Story dazu ist die folgende:

Berlusconi hat sich wohl über die finnische Küche lustig gemacht und meinte, da würde man ja nur geräuchertes Rentier essen. Kurz darauf gab es in New York einen Pizza-Back-Wettbewerb und nicht etwa italienische Pizzabäcker gewannen, sondern eine finnische Pizza mit besagtem geräucherten Rentierfleisch, Pfifferlingen und roten Zwiebeln, die noch keinen Namen hatte. Man nannte sie kurzerhand Berlusconi-Pizza und die Kotipizza-Kette rächte sich an Berlusconi mit dem Slogan “Die Wahrheit: Berlusconi hat keine Eier (Nur geräuchertes Rentierfleisch, Eierschwammerl [österreichisch für Pfifferlinge] und rote Zwiebeln.” Gemein 😀

Die Pizza war eigentlich ganz gut, auch wenn das geräucherte Fleisch etwas gewöhnungsbedürftig war… Hier gibt es sogar Rentierdöner, muhaha!

So, mit dem Anekdötchen verabschiede ich mich,

Hauskaa paivää (Einen schönen Tag) 🙂

P.D.

Monday, August 23rd, 2010

und siehe da, SPIEGEL ONLINE berichtet von dem Lebenszeichen der chilenischen Minenarbeiter siehe

http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,713163,00.html

Manchmal hat die Globalisierung auch ihre Vorteile…

Post aus Chile

Monday, August 23rd, 2010

Die 1. Praktikumswoche liegt hinter mir und trotz des recht langen Arbeitstages ( 8 Std.) muss ich sagen, dass ich selten einen so vielfaeltigen Arbeitsalltag im Praktikum hatte. Die Kulturabteilung des Goethe Instituts ist Mitorganisator zahlreicher Festivals und Workshops. Beispielsweise lief diese Woche das Filmfestival SANFIC  (Santiago Festival Internacional de Cine), das Filme aus zahlreichen Laendern zeigt und ebenfalls als Plattform dient. Das Goethe-Institut ist dieses Jahr mit insgesamt 15 Filmen vertreten, u.a. Fatih Akins “Soul Kitchen”, der eine sehr gute Resonanz erzielte und schnell ausverkauft war. Ab naechste Woche laueft das Festival der Europaeischen Gegenwartsdramatik, das den kuenstlerischen Austausch von chilenischen und europaeischen Kuenstlern, Regisseuren, Dramaturgen intendiert. Ich bin gespannt, insbesondere auf die Begegnung mit dem in KuWi Kreisen ziemlich bekanntem Theatertheoretiker Hans-Thies Lehmann.

Schwerpunkt der heutigen noticias war ein Lebenszeichen von 33 Minenarbeiter der Mine San Jose (850 km noerdlich von Santiago), die vor 17 Tagen verschuettet wurden. Die Freude der Menschen war beeindruckend: die Strassen voll von laut hupenden Autos, ueberall war die chilenische Hymne zu hoeren und die enorme Anzahl der chilenischen Flaggen ueberall. Das ganze Land ist im Taumel und bis zum spaeten Abend (23:46) wurden der Brief eines Minenarbeiters und die Videoaufnahme, die letztendlichen Lebensbeweise, gezeigt. Anscheinend schwappte die Nachricht ueber die Grenzen hinweg und sogar BBC und El Pais widmeten dem Thema einen Beitrag.

Ist davon in Deutschland was angekommen?

Bäume, Seen und ganz viel Sonne

Saturday, August 21st, 2010

Sooo, hier ist er nun endlich: Mein erster Eintrag aus dem sommerlichen Finnland! Seit zwei Tagen sind wir nun hier und was soll ich sagen: Ich bin entzückt! 😉

Ich werde nicht immer so viele Fotos hochladen, aber mal einen ersten Eindruck geben wies hier so aussieht 🙂

Aber mal von Anfang an…

Nachdem ich mich endlose Stunden damit gequält habe, den Kofferinhalt auf 20kg zu reduzieren und  nicht mal zwei Stunden geschlafen habe, hat dann mit dem Flug alles super geklappt und nachdem wir ganz finnisch-untypisch fast zwei Stunden im McDonald von Tampere verbracht haben, klappte auch die Zugfahrt nach Vaasa. Aber von wegen, die Finnen haben es so mit Pünktlichkeit, beide Züge hatten Verspätung! Von der Fahrt hab ich dann aufgrund von zunehmender Müdigkeit nicht allzu viel mitgekriegt, nur hin und wieder dann doch mal die Landschaft bestaunt: Wälder, Wälder und nochmal Wälder 😉 Es ist einfach die Natur, die mich an Finnland so fasziniert. Man bekommt da so ein Gefühl von Freiheit, es ist alles so… “frisch” und unberührt und es gibt tolle Kontraste, tiefblaues Wasser und richtig sattgrüne Wälder. Die Städte sind aber auch eher nicht sooo reizvoll im Allgemeinen, es gibt halt meistens keinen mittelalterlichen Stadtkern, weil die Häuser früher nur aus Holz waren und entweder verbrannt oder vermodert sind mit der Zeit.

In Vaasa hat uns dann direkt mein Tutor Oskar abgeholt. Als erstes haben wir dann den Mietvertrag unterschrieben und sind danach zu unserem Wohnheim gedüst. Angeblich haben wir DAS Partywohnheim in Vaasa erwischt (Tekla II) und laut Oskar wird es unmöglich sein, irgendwelche Hausarbeiten oder andere Sachen für die Uni zu machen, weil da immer irgendwas los ist. Ohjeee. Im Moment ist es noch recht ruhig hier, denn die Uni-Orientierungstage sind erst am 30. und 31.8. und auch die meisten Austauschstudenten (hier wohnen wohl fast nur internationale Studenten) kommen erst Ende nächster Woche. Naja, hier gibts natürlich auch eine Sauna, wie sollte es anders sein in Finnland, denn angeblich gibt es hier mehr Saunas als Autos 😀 Werd ich wohl demnächst das erste Mal in meinem Leben saunieren. Außerdem bedient man die Waschmaschine mit dem Handy, sehr lustig. Man wählt eine bestimmte Nummer und dann wird der Betrag (1,15 pro Waschgang) vom Handy abgebucht. Wir haben heute eine finnische Sim-Karte von der Uni bekommen, sogar mit 10€ Startguthaben. Hatte aber ein Zweithandy mit, sodass ich meine deutsche Nummer auch weiterhin nutzen kann.

Wir waren auch mit Oskar bei der Uni und konnten uns da in zwei Räumen aus riiiesigen Haufen Geschirr, Bettwäsche, etc raussuchen. einfach das was wir erstmal so gedenken zu brauchen. “Survival-Paket” nennt sich das.

Das coole ist, dass wir komplett freie Auswahl hatten und uns das beste rauspicken konnten, weil wir so früh angereist sind. Wir haben sogar die einzige Mikrowelle bekommen, die es gibt! Oskar hat dann extra sein Auto geholt um uns mit dem ganzen Kram wieder zum Wohnheim zu fahren. Der ist echt super nett und hilfsbereit. Und ich weiß echt nicht, woher genau das Bild vom schweigsamen Finnen kommt, alle die ich bis jetzt kennengelernt habe, sind ziemlich offenherzig und redefreudig gewesen, eine Frau von der Uni hat uns sogar erzählt, dass sie ihre Tochter aus dem Kindergarten holen muss, ihr Mann nur am Wochenende da ist, etcpp. Aber angeblich sollen die Finnen im Sommer komplett anders sein als im Winter, wer weiß was uns noch erwartet 😀 Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass es sein kann, dass wir hier im Dezember -25°C haben, denn im Moment strahlt die Sonne und es ist T-Shirt-Wetter.

Die Mensa haben wir auch schon getestet heute, es gab Köttbullar mit Kartoffeln. Jeder kann sich umsonst aus einer Auswahl von verschiedenem leckeren finnischen Brot zwei Scheiben mit Butter beschmieren und dazu nehmen, genauso wie ein Glas Milch. Außerdem kann man sich die Größe der Portionen selbst zusammenstellen.

Einkaufen ist hier echt teurer als bei uns, aber das wusste ich ja vorher. Waren gestern in einem finnischen Kaufland-Verschnitt, wo es einfach alles gab, allerdings gab es zb. keine Packung mit 500g Nudeln, die unter 1,30 kostet… Naja, nehme ich halt den Aufenthalt hier als Anlass um ein bisschen auf meine Linie zu achten 😉 Das Essen in der Mensa ist preislich aber ungefähr genauso wie bei uns, nur (angeblich) besser. Das heute war auf jeden Fall gut.

Nächste Woche  wollen wir mal nach einem Fahrrad gucken. Das kann man hier nämlich gut gebrauchen, da die Busse nicht so oft fahren und auch ziemlich teuer sind. Angeblich gibt es einen Laden, wo man die recht günstig kaufen kann und hinterher die Hälfte des Preises wieder zurückkriegt. Mal schauen.

Mein erster Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv und ich fühle mich schon jetzt ziemlich wohl 🙂

Chile es otra cosa

Thursday, August 12th, 2010

Nun bin ich eine gute Woche hier und finde mich mittlerweile ganz gut zurecht. Das chilenische Spanisch ist nicht ohne, jedenfalls nicht fuer mich, die im europäischen Madrid quasi Hochspanisch gelernt hat. Da kommt es manchmal schon zu Konfusionen. Beispiel? In Spanien wurde ich Paca (der Rufname von “Francisca”) genannt, abgeleitet von Paco. In Chile sind  “los pacos”  die Polizei, naja keine offizielle Bezeichnung, eine Bezeichnung der eher unbeliebten “policía / carabinieros”. Ansonsten wird in Chile (und ich glaube, das gilt für ganz Südamerika) nicht das spanische “vosotros” (ihr), sondern immer “ustedes” benutzt.

Weitere chilenische Besonderheiten (“chilenismen”) sind:

como ´tai? = como estás? = wie geht´s?

Qué querí? = Que´quieres?

Cachai? = Entiendes = Verstehst du?

huevon = amigo = Freund, Kumpel

Vor ein paar Tagen fragten mich Freunde meiner Mitbewohner, aus welchem Teil Deutschlands ich denn käme. Ich:”Hamburg” und sofort kam die Sprache auf die Reeperbahn und auf die Beatles, die -zumindest in meiner WG- sehr beliebt sind. Ich mein, wie toll ist das denn, da ist man gefühlt am anderen Ende der Welt und guckt sich die Beatles Box an (Liebe Hildesheimer Mitbewohner ich hab euch trotz der musikalischen Intoleranz sehr gern 🙂 ).

Apropos Reeperbahn: hier ist Prostitution natürlich illegal, wird geahndet und findet trotzdem statt. Was jedoch bemerkenswert ist, sind sog. “cafés con piernas” – ” Kaffee mit Beinen”. Was steckt dahinter? Meist ziemlich dunkle Hinterhofläden, in denen sagen wir knapp bekleidete Chileninnen Kaffee servieren. Das ganze wird hauptsächlich von Geschäftsmännern genutzt, ist z.T. ein Treffpunkt in der Pause. Ich konnte mir darunter wenig vorstellen ,  bin also mit einem Bekannten rein in den Laden und kurioserweise hieß es nur “entren, entren”. Ich hätte eher angenommen, dass Frauen der Zutritt verwehrt wird, war also etwas erstaunt.

Nun werde ich mich auf den Weg ins centro machen  bzw. auf die suche nach einem Mate-Becher.

Ankunft in Santiago

Friday, August 6th, 2010

Nach einem scheinbar nie enden wollenden Flug  ( Hamburg-London-Sao Paulo-Santiago) kam ich am Vormittag des 04. August am Flughafen “Arturo Merino Benitez” in Santiago de Chile an. Ich war zu muede, um mich unnoetig um meinen Koffer zu sorgen und siehe da, er war da und es war ein beruhigendes Gefuehl, ihn nach 1,5 Tagen unterwegs wieder zu haben.

Durch die “escalas” in London und Sao Paulo , hatte ich den direkten Vergleich der Flueghaefen und kann nur sagen, dass die Sicherheitsvorkehrungen in London die striktesten waren, so aehnlich war auch die Atmosphaere am “Heathrow”: riesengrosser Flughafen, alles ueberteuert, keine Rueckzugsmoeglichkeit und ein Smoking Point sowieso nicht.

Zu meinem Glueck hatten meine chilenischen Mitbewohner ein Taxi fuer mich besorgt, das mich vom Flughafen in Santiago zur Wohnung brachte. Der Fahrer war ein entspannter aelterer Herr, der mich nach 5 min Aufenthalt fragte, ob ich mich in Santiago denn wohlfuehlen wuerde..ich sagte ja und mittlerweile bin ich ueberzeugt davon.

Apropos Taxi: ich wuerde es jedem Ankoemmling empfehlen, sich vorher ueber die ueblichen Preise ins centro zu informieren, nur als Absicherung, ansonsten sind die Preise sehr guenstig.

Hier lebe ich in einem sehr alten Gebaeude, das Teil einer Art Palast aus Kolonialzeiten ist: hohe Decken mit Stuck, knarrende Dielen und lange Flure- einfach wunderschoen.

Wir leben zu sechst hier, inklusive Valentìn- sechs Monate alt- und drei Katzen, dessen Namen ich staendig vergesse. Momentan ist in Chile Winter, der zwar deutlich milder als der deutsche Winter ist, allerdings gibt es krasse Temperaturschwankungen zw. Tag und Nacht und da die Haeuser hier keine Heizung haben, ist die Kaelte nicht ohne, aber aushaltbar ( der Fruehling beginnt in Chile erst Mitte September).

Alle Chilenen, die ich bisher kennengelernt habe, sind unglaublich hoeflich und hilfsbereit, aufgeschlossen und ich freue mich total viele neue Menschen kennen zu lernen und hab das Gefuehl, das wird eine tolle Erfahrung hier.

Soviel zu den ersten Tagen: gerade prasselt eine Flut an Eindruecken auf mich, aber poco a poco ..